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Weltraumforschung in der Lausitz? Ideen für Ost-Kohlereviere

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU). Foto: Bernd Weissbrod/dpa/Archivbild
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU). Foto: Bernd Weissbrod/dpa/Archivbild

Der Strukturwandel in den beiden ostdeutschen Kohlerevieren setzt auch auf die Wissenschaft. Die Forschung an Themen der Zukunft soll langfristig für Jobs in Lausitz und Leipziger Region sorgen - und für einen Innovationsschub in Deutschland.

Sechs Ideen sind in der nächsten Wettbewerbsrunde für je ein Großforschungszentrum im Lausitzer und im Mitteldeutschen Kohlerevier. Eine Perspektivkommission hat die «überzeugendsten» Skizzen ausgewählt, wie der Bund und die zuständigen Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt am Freitag mitteilten. Die Autoren in Leipzig, Freiberg, Potsdam und Madrid bekommen jeweils ein halbes Jahr Zeit und 500.000 Euro, um nun Konzepte zu entwickeln. Die Projekte umfassen Forschung zu nachhaltiger Kreislaufwirtschaft chemischer Erzeugnisse, Klimaschutz, Ressourcennutzung im Weltraum und auf der Erde, Biomedizin, einem Paradigmenwechsel im Bauwesen sowie für Weltraumstationen auf Mond und Mars.

Die Zentren mit auch internationaler Strahlkraft seien «Kernstück in unserer Strategie, neue Perspektiven für die vom Strukturwandel betroffenen Regionen in Ostdeutschland zu schaffen», sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU). Dort solle der in Zeiten des Klimawandels nötige Kohleausstieg «der Beginn für einen Neuanfang» werden. «Wir wollen Standorte schaffen, die exzellente wissenschaftliche Forschung mit wirksamem Transfer verbinden, die Unternehmen anziehen und neue Unternehmensgründungen hervorbringen.»

Sie seien «ein ganz wichtiger Baustein» für neue Perspektiven in den Regionen, sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Bereits jetzt sei klar, dass auch gut bezahlte Arbeitsplätze entstehen und der Wissenschafts- und Innovationsstandort Deutschland insgesamt profitiere. Der Vorsitzende der wissenschaftlichen Jury, Wolfgang A. Herrmann, sprach von überzeugenden Ansätzen für einen Paradigmenwechsel auf den jeweiligen Gebieten, «Hand in Hand mit erheblichen Synergieeffekten zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft». Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sieht «enorme Potenziale im Hinblick auf den Transfer von der Forschung in die Wirtschaft und somit auch für zukunftssichere, moderne Arbeitsplätze». Er ist sicher, dass der Strukturwandel weg von der Kohle ein Erfolg wird, für die Region und die Menschen vor Ort.

Eingereicht wurden insgesamt 91 Ideen, ein Viertel davon mit Beteiligung aus dem Ausland. In die nächste Runde geschafft haben es eine Chemresilenz-Forschungsfabrik sowie die Projekte CLAI_RE zu Handlungsoptionen für den Klimaschutz mit Fokus auf Land- und Forstwirtschaft, Wasser, Planung urbaner Räume oder Mobilität und CMI für neue Technologien zu Digitalisierung und Individualisierung der Medizin in den Fokus für das Revier um Leipzig.

Für die Lausitz stehen Grundlagenforschung für Bau und Betrieb von Weltraumstationen auf Mond und Mars sowie Ansätze zur Ressourcennutzung auch auf der Erde, ein Institut für klimaneutrale Baustoffe und nachhaltiges Planen sowie die Idee eines Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA) zur Auswahl, an der Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft, Leibniz- sowie Helmholtz-Gemeinschaft beteiligt sind. Dort sollen die riesigen Datenströme zukünftiger Großteleskope gebündelt und verarbeitet - und womöglich ein Gravitationsteleskop in den Granitformationen der Region gebaut werden.

Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) sieht damit gute Chancen für die Entstehung neuer Unternehmen und Industrie und damit Arbeitsplätze in den Regionen, «nicht nur in den nächsten fünf oder zehn Jahren, sondern in den nächsten Jahrzehnten», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Man wolle Forscher aus aller Welt gewinnen, angelockt von neuen, weit in die Zukunft reichenden und vielversprechenden Themen. Er sieht kleine Städte ähnlich eines Silicon Valley als attraktives Umfeld zum Arbeiten und Leben. «Hochspannende Wachstumskerne» von immenser Größe zögen weitere Cluster im wissenschaftlichen und anderen Bereichen nach sich sowie Entwicklungen an der Peripherie.

Die endgültige Entscheidung, welche zwei Vorhaben Realität werden, soll im nächsten Jahr fallen. Dann steht auch fest, wo genau die Zentren entstehen werden. Vom Sommer an beginnt nach Ministeriumsangaben die dreijährige Aufbauphase, die bei Bedarf auch verlängert werden kann. Der Bund stellt bis einschließlich 2038 je 1,25 Milliarden Euro pro Zentrum zur Verfügung.

Pressemitteilung

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH