Die Corona-Krise hat die Umsatzeinbußen der ostdeutschen Textilindustrie verschärft. Nach einem Minus von fast 7 Prozent 2019 wird der neuerliche Rückgang im vergangenen Jahr auf mehr als 11 Prozent geschätzt, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie (vti), Jenz Otto. Besonders gelitten habe der Bekleidungssektor mit einem Rückgang von rund einem Drittel. Der Einstieg in die Fertigung medizinischer Schutzausrüstung wie Masken und Kittel, die bei Ausbruch der Pandemie händeringend gesucht wurden, habe sich für viele Unternehmen bisher nicht ausgezahlt, beklagte Otto am Freitag.
Er rief Behörden und das Gesundheitswesen auf, bei Ausschreibungen und dem Kauf solcher Ausrüstung nicht allein den Einkaufspreis zum Maß der Dinge zu erheben. «Entscheidend für die Sicherheit der Bevölkerung sind vielmehr Kriterien wie normgerechte Qualität, nachvollziehbare Lieferketten, die Möglichkeit bedarfsgerechter Nachorder und die Mehrfachnutzung von Textilien.» Die heimischen Hersteller hätten auch auf Wunsch der Politik hin in diese Fertigung investiert und teure Prüfprozeduren für die Produkte durchlaufen. Für die mittelständischen Unternehmen sei dies eine große Herausforderung gewesen, betonte vti-Vorstandschef Thomas Lindner.
Der Verband vertritt nach eigenen Angaben etwa 160 Unternehmen in Ostdeutschland mit 16 000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von rund 1,8 Milliarden Euro. Das Gros der Unternehmen ist in Sachsen und Thüringen zu Hause. Für 2021 wollte Otto angesichts der weiter schwierigen Situation in der Corona-Pandemie keine Umsatzprognose für die Branche abgeben.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH