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30 Jahre Einheit: Vogel fordert «Ende des Schubladendenkens»

Bernhard Vogel (CDU) spricht bei einer Veranstaltung. Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild
Bernhard Vogel (CDU) spricht bei einer Veranstaltung. Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild

Der frühere Ministerpräsident von Thüringen und von Rheinland-Pfalz, Bernhard Vogel, hat zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung ein «Ende des Schubladendenkens» gefordert. «Wir sollten endlich aufhören, uns selbst in Ossis und Wessis einzuteilen», sagte der CDU-Politiker in seinem Wohnort Speyer am Rhein. Der Westen sei ebenso wenig gleich wie der Osten. «Die Bayern sind keine Berliner, und die Thüringer sind keine Mecklenburger.»

Es sei auch falsch, von «neuen Ländern» in Ostdeutschland zu sprechen, sagte Vogel. «Thüringen ist älter als zum Beispiel Rheinland-Pfalz, das ein Kind der Nachkriegszeit ist. Dagegen haben die ostdeutschen Länder zum Teil eine jahrhundertealte Tradition.»

Vogel ist der einzige Politiker, der sowohl im Westen als auch im Osten als Ministerpräsident regierte: zunächst in Rheinland-Pfalz (1976 bis 1988), dann in Thüringen (1992 bis 2003). Zu Beginn sei es in Erfurt extrem schwierig gewesen, sagte der 87-Jährige der Deutschen Presse-Agentur - auch, weil es große technische Probleme gab. «Das Telefonieren war oft schwieriger als das Regieren.»

Vogel sagte, es ärgere ihn sehr, dass auch gut 30 Jahre nach dem Mauerfall die Menschen in Ostdeutschland meist noch immer mehr über Westdeutschland wüssten als umgekehrt. «Viele Westdeutsche haben in der Wiedervereinigung nur die Vergrößerung Deutschlands gesehen. Sie haben nicht begriffen, dass sich durch die Wiedervereinigung nicht nur im Osten vieles, sondern auch im Westen manches ändern musste.»

Alles in allem halte er die Wiedervereinigung jedoch für gelungen. «Wir haben Grund zu wechselseitiger Dankbarkeit: die Westdeutschen für den Mut der Ostdeutschen, die die Diktatur überwunden haben, und die Ostdeutschen für die Bereitschaft der Westdeutschen, in ungewöhnlichem Ausmaß zu helfen.» Trotzdem sei die Zeit für eine Schlussbilanz noch nicht gekommen. «Noch immer gibt es Probleme, die gelöst und bewältigt werden müssen. Probleme, die nicht aus der Wiedervereinigung rühren, sondern Folgen der Teilung sind.»

Zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit an diesem Samstag (3. Oktober) wünsche er sich, dass die Freude darüber überwiege, dass die Vereinigung geglückt sei. «Wir sollten die noch zu lösenden Probleme beherzt anpacken - und nicht klagend beiseitestehen», sagte Vogel.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: Bernhard Vogel (CDU) spricht bei einer Veranstaltung. Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild