Bei der jährlichen Gedenkfeier für die 2009 aus rassischten Motiven im Dresdner Landgericht ermordete Ägypterin Marwa El-Sherbini haben Vertreter der sächsischen Justiz, der Landeshauptstadt und von Initiativen Mitmenschlichkeit und ein Zusammenleben ohne Feindseligkeit und Diskriminierung eingefordert. Das Verbrechen am 1. Juli vor 14 Jahren sei «Mahnung und Auftrag für die Zukunft», sagte Staatssekretär Mathias Weilandt (Grüne) vom Justizministerium. Ab 2024 solle dieser Tag als Gedenktag der sächsischen Justiz für die Opfer von Gewalt, Ausgrenzung und Herabwürdigung, für Rechtsstaatlichkeit und Menschlichkeit begangen werden.
Die Versammelten legten zur Erinnerung weiße Rosen unter einem vor der Gerichtstür aufgestellten Kranz mit einem Porträt von Marwa El-Sherbini nieder. Hass, Hetze und Extremismus dürften weder akzeptiert noch relativiert werden, sagte Weilandt. Es gelte, sich auch denen entgegenzustellen, die darüber bestimmen wollten, «wer zu unserer Gesellschaft gehört und wer nicht». Gewalt, Hass und Rassismus würden nicht toleriert, «wir werden uns dem gemeinsam und entschieden, Hand in Hand, entgegenstellen», sagte die Ausländerbeauftragte der Stadt, Kristina Winkler. «Wir müssen endlich erkennen, dass Rassismus den sozialen Zusammenhalt zerstört», appellierte Douha Al Fayyad vom Ausländerrat Dresden. «Wir bekämpfen Rassismus mit allen Mitteln.»
Die Pharmazeutin Marwa El-Sherbini hatte damals einen Mann wegen rassistischer Beleidigungen angezeigt. In der Berufungsverhandlung am ersten Julitag 2009, in der sie als Zeugin aussagte, stach der Angeklagte die schwangere 31-Jährige mit einem Messer nieder und verletzte ihren Mann schwer, vor den Augen ihres kleinen Sohnes. Die Tat hatte Entsetzen in Deutschland und Proteste in der islamischen Welt ausgelöst. Der Täter wurde später wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt und dabei auch die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Seit 2015 ist der 1. Juli der Tag gegen antimuslimischen Rassismus in Deutschland.
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten