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Sachsen stockt Kapazitäten für Flüchtlinge auf: 1422 bisher

Geflüchtete aus der Ukraine kommen in Görlitz an. / Foto: Danilo Dittrich/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Geflüchtete aus der Ukraine kommen in Görlitz an. / Foto: Danilo Dittrich/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Sachsen will binnen kurzer Zeit tausende Plätze zur Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge schaffen. Ziel sei es aber, sie so schnell wie möglich auf die Kommunen aufzuteilen und dort in Wohnungen unterzubringen, sagte Regina Kraushaar, Präsidentin der Landesdirektion Sachsen, am Montag in Dresden. Dafür seien dann die Landkreise und Kreisfreien Städte zuständig. Zentrale Anlaufstelle ist zunächst die Einrichtung «Mockau III» in Leipzig. Dort sind nach Angaben von Innenminister Roland Wöller (CDU) derzeit noch etwa 550 Plätze frei. Insgesamt hat Sachsen für die Erstaufnahme von Asylbewerbern aktuell 5528 Plätze, wovon 1417 vakant sind.

Wöller sprach von einer dramatischen Lage. Es sei damit zu rechnen, dass der Krieg noch brutaler wird. Man müsse den Menschen Schutz und Obdach gewähren und Solidarität mit der Ukraine zeigen. Aktuell würden sich 1422 Menschen aus diesem Land in der Erstaufnahme befinden - fast ausschließlich Frauen, Kinder und ältere Menschen. Viele seien traumatisiert. Wöller verwies auch auf zahlreiche private Aktivitäten. Er rechne damit, dass sich diese Betroffenen in den kommenden Tagen bei den Behörden melden, da sie versorgt werden müssten und Zugang zur medizinischen Versorgung bräuchten.

Nach Angaben von Kraushaar trafen allein in der Nacht auf Montag sechs Reisebusse mit Geflüchteten in Sachsen ein, darunter vier aus Berlin. In der Bundeshauptstadt kommen täglich tausende Flüchtlinge mit Zügen aus Polen an. Die Ankommenden bekämen einen Aufenthaltsstatus und Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, so Kraushaar. Wer von ihnen einen Asylantrag stelle, müsse aber das normale Verfahren durchlaufen und in der Erstaufnahmeeinrichtung bleiben. «Die meisten Betroffenen wollen so schnell wie möglich zurück», sagte die Präsidentin. Dennoch sei es schwer, Prognosen über den weiteren Zulauf abzugeben: «Das ist kein Sprint, das wird ein Marathon.»

Die Entscheidung, die Geflüchteten zunächst an einem Ort unterzubringen, habe fachliche Gründe, sagte Kraushaar. Die Menschen hätten Unsägliches durchgemacht. «Die Kinder sind sehr verängstigt». Manche seien erst in den Kriegstagen geboren, müssten gestillt werden. Auch viele Heimkinder seien auf der Flucht, würden nun den Status von unbegleiteten Minderjährigen bekommen und damit von den Jugendämtern betreut werden. Viele Flüchtlinge hätten Haustiere wie Hunde und Katzen dabei. Das sei eine zusätzliche Herausforderung, weil alle Tiere auf Tollwut untersucht werden müssten.

Kraushaar zufolge bekommen alle ankommenden Flüchtlinge ein Impfangebot. Die meisten seien mit russischen oder chinesischen Impfstoff immunisiert und würden wegen dessen fehlender Zulassung in Europa als ungeimpft gelten. Allerdings habe man bisher nur bei drei Angekommenen eine Corona-Infektion festgestellt. Die medizinische Erstversorgung aller Geflüchteten sei sichergestellt: «Keinem wird medizinische Hilfe verwehrt.» Zudem würden sie nach erfolgter Registrierung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge eine Arbeit aufnehmen können.

Wöller lobte die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Bei dem in der Vorwoche eingerichteten Hilfsportal seien bereits 929 Angebote von Privaten eingegangen. Sie würden etwa Wohnraum, eine Betreuung oder Dolmetscherdienste anbieten. Wöller bezeichnete das Hilfsportal als «Lichtblick in dunklen Tagen».

Unterdessen ging am Montag ein größerer Hilfstransport von Sachsen aus auf die Reise. Die Hilfsorganisation Johanniter will in Wrocław (Breslau) - der polnischen Partnerstadt von Dresden - eine Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine einrichten. Zwei Lastkraftwagen und drei Transporter wurden mit 200 Feldbetten inklusive Bettzeug und Handtücher sowie sechs Großzelte mit Heizung, Stromaggregat, Beleuchtung und Sitzgarnituren beladen.

«Aktuell gilt es, eine Vielzahl von Menschen schnell, sicher und warm unterzubringen. Solidarisch mit der Ukraine zu sein, bedeutet daher auch, Nachbarländer unkompliziert und unbürokratisch zu unterstützen», betonte Wöller. Europa halte zusammen und stehe an der Seite der Ukraine. «Sachsen leistet seinen Beitrag - sei es hier vor Ort oder im Rahmen von Hilfeleistungen.»

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