loading

Nachrichten werden geladen...

Sächsischer Ministerpräsident Kretschmer für stärkere Einbeziehung ukrainischer Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt

Michael Kretschmer, Ministerpräsident von Sachsen. / Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Michael Kretschmer, Ministerpräsident von Sachsen. / Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Sächsischer Ministerpräsident spricht sich für Einbeziehung ukrainischer Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt aus und kritisiert deutsche Regulierungen. Ukrainer haben Schwierigkeiten bei Jobsuche aufgrund von Bürokratie und Sprachanforderungen.

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sich für eine stärkere Einbeziehung ukrainischer Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt ausgesprochen. «Sie sind willkommen und eine große Bereicherung für unser Land», sagte er am Freitag bei einem Besuch im Ukrainischen Haus, einer Begegnungsstätte für Geflüchtete und der Dresdner Bevölkerung. Die Menschen aus der Ukraine seien top-ausgebildet, jung und motiviert. Es sei vorbildlich, wie sie ihr Leben weiter gestalten und was sie in den vergangenen Monaten in Sachsen alles auf die Beine gestellt hätten. Davon könnten die Menschen in Sachsen auch lernen, etwa in puncto Digitalisierung. Da sei die Ukraine moderner als Deutschland.

«Deutschland ist viel zu sehr reguliert», sagte Kretschmer. Man sollte nicht denen hinterherrennen, die nicht arbeiten wollen, sondern diejenigen unterstützen, die eine Arbeit suchen. Deutschland sei in dieser Beziehung «viel zu sehr Sozialstaat» und brauche mehr Flexibilität. «Das Phänomen, dass wir beim Bürgergeld erleben mit den Menschen, die aus unserem eigenen Land kommen, erleben wir jetzt auch bei den Zuwanderern. 20 Prozent der Ukrainer arbeiten bei uns, in anderen Ländern sind es 60, 70 Prozent. Und jetzt fängt es schon wieder an, dass ein Teil der Bevölkerung und des politischen Spektrums schlecht über diese Volksgruppe redet. Nein, wir sind das Problem, unsere Regeln sind das Problem.»

Vertreterinnen der ukrainischen Gemeinschaft schilderten ihre Erfahrungen bei der Suche nach einem Job. Als größtes Problem wurde die Bürokratie genannt - vor allem Schwierigkeiten bei der Anerkennung der Berufsabschlüsse. Das dauere mitunter bis zu zwei Jahre. Auch die hohen Anforderungen an das deutsche Sprachniveau seien ein Hindernis. Viele Ukrainer hätten inzwischen das Sprachniveau B1 erworben, Arbeitgeber setzten aber B2 voraus. Selbst von einer Kassiererin im Supermarkt werde das verlangt. Von Lehrerinnen, die in Sachsen zwei Fächer unterrichten müssen, fordere man Niveau C1. Das sei innerhalb kurzer Zeit gar nicht möglich.

Nach Angaben von Natalija Bock, die in Dresden Aktivitäten des Ukrainischen Hauses koordiniert, haben mehr als die Hälfte der Geflüchteten einen Hochschulabschluss. «Sie möchten gerne arbeiten, sind fleißig und motiviert. Ich kann nur jeden Arbeitgeber aufrufen, Ukrainer einzustellen.» Oft würden sie aber auf Bewerbungen gar keine Antwort erhalten. Bock appellierte an Arbeitgeber, Betroffene auf Probe einzustellen. Kretschmer hielt einen Einarbeitungszuschuss der Bundesagentur für sinnvoll. Es wäre gut, wenn man etwa einen Vier-Stunden-Job pro Tag mit einem Sprachkurs kombiniert. «Wir müssen aus der Situation, die wir haben, lernen. Denn diese Situation wird uns immer wieder begegnen.»

Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten