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Rentenangleichung nach der Deutschen Einheit benachteiligt Ostdeutschland

Eine ältere Frau zählt Geld. / Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild
Eine ältere Frau zählt Geld. / Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild

Für die Bundesregierung war das ein großer Erfolg: Endlich ist der Rentenwert in Ost und West gleich. Aber einen Haken hat die Geschichte.

Die drei Jahrzehnte nach der Deutschen Einheit vollzogene Angleichung des Rentensystems bringt nach Einschätzung der Linken Nachteile für Ostdeutschland. «Das ist unterm Strich eine faktische Rentenkürzung Ost», sagte der Linken-Abgeordnete Sören Pellmann der Deutschen Presse-Agentur. Er bezog sich auf eine Antwort der Bundesregierung zu finanziellen Folgen der Abschaffung einer Sonderklausel im Osten, mit der Einkommen für die Rente höher gerechnet wurden.

Seit Mitte 2023 ist der sogenannte Rentenwert in Ost und West erstmals gleich. Das bedeutet: Menschen mit demselben Einkommen erarbeiten sich rechnerisch überall denselben Rentenanspruch. Zugleich wird 2025 der sogenannte Umwertungsfaktor abgeschafft, der die im Durchschnitt niedrigeren Löhne im Osten ausgleichen sollte.

Pellmann hat nun beim Sozialministerium erfragt, was dies ausmacht. Mit diesem Sonderfaktor wurde zum Beispiel ein Einkommen von 36.000 Euro pro Jahr im Osten 2018 bei der Rente auf 40.820 Euro hochgerechnet. Ab 2025 stehen nach Streichung des Umwertungsfaktors bei der Rentenberechnung nun eben nur noch die 36.000 Euro zu Buche.

Der Linken-Abgeordnete schloss daraus: «Das Abschmelzen des Umrechnungsfaktors kostet ostdeutschen Arbeitnehmern Tausende Euro im Jahr für die Rente. Dass die Ostlöhne nicht mehr hochgewertet werden, schadet mehr, als die Angleichung der Renten nutzt.» Denn es klaffe immer noch eine «strukturelle Lohnlücke» von rund 20 Prozent zwischen Ost und West. Pellmann fordert deshalb die Beibehaltung des Umrechnungsfaktors, bis sich die Löhne angeglichen haben.

Eine ähnliche Rechnung hatte kürzlich das Ifo-Institut Dresden aufgemacht. Weil das Durchschnittseinkommen im Osten niedriger liege, seien «die Beiträge im Osten nun weniger wert als vorher», schrieb das Institut Anfang November. Die Deutsche Rentenversicherung bewertete es hingegen in einem Faktencheck als falsch, dass die Beiträge im Osten nun weniger wert seien als vorher. Lohn- und Gehaltsunterschiede gebe es nicht nur zwischen West und Ost, sondern auch regional in den sogenannten alten Bundesländern.

Die Rentenberechnung ist komplex, weil meist rechnerische Durchschnitts- und Eckwerte genannt werden. Die tatsächliche Rente ist aber individuell und richtet sich nach dem eigenen Einkommen und der Dauer der Einzahlung.

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