Ein neuer Stolperstein erinnert in Prag an den tschechischen Schriftsteller und Ex-Kulturminister Pavel Tigrid. Er wurde vor dem Haus verlegt, in dem Tigrid als Student gelebt hatte, bevor er vor den Nationalsozialisten 1939 nach England floh. Tigrid (1917-2003) hatte sich später besonders für die Aussöhnung zwischen Deutschen und Tschechen eingesetzt. Für seine Verdienste erhielt er im Jahr 2000 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik mit Stern. Zur Verlegung des Stolpersteins waren sein Sohn Gregory und seine Töchter Deborah und Katerina aus Frankreich angereist.
Zweimal im Exil
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Tigrid, der als Pavel Schönfeld in eine jüdische Familie geboren wurde, in seine Heimat zurückgekehrt. Angesichts der kommunistischen Machtübernahme in der Tschechoslowakei 1948 ging er ein zweites Mal ins Exil. Von 1951 bis 1952 leitete er die tschechoslowakische Redaktion des US-Senders Radio Freies Europa (RFE) in München. Später gab er zunächst in New York und dann in Paris die bedeutende Exilzeitschrift «Svedectvi» (Zeugnis) heraus, die auch in die CSSR geschmuggelt wurde.
Einsatz für Versöhnung
Nach der demokratischen Wende von 1989 wurde Tigrid zunächst Berater von Präsident Vaclav Havel für die deutsch-tschechischen Beziehungen und dann von 1994 bis 1996 Kulturminister. Er gilt als einer der Gründungsväter des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums. «Pavel Tigrid hat uns gelehrt, nicht nur sich selbst zu artikulieren, sondern auch anderen zuzuhören», sagte der Diplomat und frühere tschechische Botschafter in Deutschland, Tomas Kafka.
Initiiert wurde die Stolperstein-Verlegung für Tigrid vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds. Die Stolpersteine sind ein Projekt des deutschen Künstlers Gunter Demnig.
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