Bei der künftigen Präsentation des Erbes des früheren DDR-Uranproduzenten Wismut müssen kleinere Brötchen gebacken werden. Entgegen früherer Pläne werde es am Standort im ostthüringischen Ronneburg etwa keinen Neubau geben können, sagte die Geschäftsführerin der zuständigen Tochtergesellschaft der Wismut, Julia Dünkel. Ein Architektenwettbewerb könne nicht finanziert werden. «Wir werden im Bestand bauen und das Vorhaben auch flächenmäßig eindampfen.»
Hintergrund ist, dass das vor 2021 von Sachsen, Thüringen und dem Bund in einem Verwaltungsabkommen festgezurrte Budget die ursprünglichen Pläne nicht mehr decken könne. Zwischenzeitliche enorme Steigerungen bei den erwarteten Baukosten nannte Dünkel als Grund für die Abstriche. Zuerst hatten Zeitungen der Funke Medien Thüringen berichtet. Ein Sprecher des Thüringer Infrastrukturministeriums machte deutlich, dass das Budget mit Blick auf den Landeshaushalt nicht erhöht werden könne: Das Konzept müsse so angepasst werden, dass die bisherige Summe ausreiche.
Ausschreibungen geplant
Für den Umbau des Bestandsgebäudes in Ronneburg - dem Wismut-Objekt 90 - brauche es nun kreative Planer, sagte Dünkel. Die EU-weite Ausschreibung dafür solle im Herbst erfolgen. Im sächsischen Hartenstein sei die Sachlage mit dem Schacht-Komplex 371 eine völlig andere. Denn das technische Denkmal sei Teil des Unesco-Welterbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohorí. «Das muss natürlich erhalten werden», betonte sie. Die Planer-Suche dafür solle im kommenden Jahr beginnen.
2029 noch kein Start in Sicht
Die Änderungen wirkten sich Dünkel zufolge auch auf den Zeitplan aus: «Gedacht war, dass tatsächlich 2029 alles schon in Betrieb ist - das ist wenig realitätsnah.» Im besten Fall könne 2029 zumindest bereits an einem Standort gebaut werden. Jeweils 9,7 Millionen Euro seien für Ronneburg und Hartenstein veranschlagt.
Insgesamt stehen der Gesellschaft 24,1 Millionen Euro zur Verfügung. Das Geld soll aber nicht nur in die beiden physischen Standorte fließen, sondern etwa auch in eine digitale Plattform. Diese ist Dünkels kleinstes Sorgenkind: Spätestens 2027 soll darüber online ein Einblick in die umfangreiche Kunstsammlung der Wismut möglich sein.
Umfangreiches materielles und immaterielles Erbe
In der DDR hat die Wismut im Auftrag der Sowjetunion Uran für Atomwaffen und Kernreaktoren abgebaut - mit wenig Rücksicht auf Umweltschäden und die Gesundheit der Menschen. Inzwischen sind viele der Bergbau-Altlasten saniert. Zum weiteren Erbe der Wismut gehören unter anderem auch Akten, geologische Archivalien samt Mineraliensammlung, das Traditionswesen der Bergleute, Erinnerungen von Zeitzeugen, sowie Filme und mehr als 4.000 Kunstwerke aus der DDR.
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