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Black Friday in Sachsen: Große Chance oder große Falle?

Viele Händler beteiligen sich in der Black Week mit Preisnachlässen - doch nicht jedes Angebot ist so günstig, wie es wirkt. (Archivbild) / Foto: Oliver Berg/dpa
Viele Händler beteiligen sich in der Black Week mit Preisnachlässen - doch nicht jedes Angebot ist so günstig, wie es wirkt. (Archivbild) / Foto: Oliver Berg/dpa

Rabatte, die nur scheinbar sparen lassen, und Fake-Shops, die immer dreister werden: Was Sachsens Verbraucher jetzt wissen müssen, um nicht in die Black-Friday-Falle zu tappen.

Viele Menschen in Sachsen stehen dieser Tage vor derselben Frage: Wie füllt man die Weihnachtsliste, ohne das Konto zu überziehen? Der Black Friday und die inzwischen tagelangen Rabattwochen wirken da wie gerufen. Die Werbeversprechen sind groß - 30, 50 oder sogar 70 Prozent Rabatt sollen locken. Doch stimmt das wirklich? Und woran erkennt man ein seriöses Angebot? 

Der Black Friday stammt ursprünglich aus den USA und findet traditionell am Freitag nach Thanksgiving (Erntedankfest) statt - in diesem Jahr am 28. November. Längst beschränkt er sich nicht mehr auf einen einzigen Tag: Viele Händler starten bereits in die sogenannte Black Week, verlängern in den Cyber Monday (1. Dezember), der als Shoppingtag gilt, an dem besonders Technik-, Elektronik-, Haushalts- und Lifestyleprodukte mit speziellen Rabatten angeboten werden - und oft weiter darüber hinaus. 

Wir haben bei Experten nachgefragt: Was bedeutet der Black Friday für Sachsen - und wie nutzt man ihn, ohne in die Rabattfalle zu tappen? 

Wie wichtig ist der Black Friday für Händler in Sachsen? 

Im sächsischen Einzelhandel kommt heute kaum jemand an der Rabattwoche vorbei. Für viele Unternehmen - ob in der Innenstadt oder online - gehören Black Friday und Cyber Monday inzwischen zu den verkaufsstärksten Tagen des Jahres. Handelsexperte und Professor für Betriebswirtschaftslehre und Marketing an der TU Chemnitz, Erik Maier, beobachtet: «Fast alle sächsischen Händler dürften auf die ein oder andere Art teilnehmen.» Selbst im stationären Lebensmittelhandel sei das Thema angekommen. 

Gleichzeitig mahnt Maier: «Für viele Händler wird der Black Friday vor allem durch Bewusstseinseffekte und Impulskäufe zu mehr Käufen führen.» Das könne jedoch bedeuten, dass spätere Käufe ausbleiben. Zudem schmälerten Rabatte die Marge - ein Risiko, das besonders kleinere Händler stark treffe. 

Auch der Handelsverband Sachsen rechnet mit hohen Einnahmen, wenn auch leicht rückläufig. «Zum Black Friday und Cyber Monday rechnen wir in diesem Jahr erneut mit einem Umsatz um die 250 Millionen Euro», sagt Hauptgeschäftsführer René Glaser. Viele Menschen achteten derzeit besonders auf den Preis: «Gerade jetzt, in der wirtschaftlich angespannten Lage, sind die Verbraucherinnen und Verbraucher besonders preissensibel und wissen daher Sonderangebote zu schätzen.» 

Sind die Rabatte wirklich so groß, wie sie wirken? 

Viele Angebote klingen spektakulär - in der Realität fällt der Preisvorteil laut Analysen jedoch oft deutlich geringer aus. Maier verweist auf aktuelle Daten:
«Untersuchungen aus 2024 haben gezeigt, dass der durchschnittliche Rabatt im Vergleich zur vor dem Black Friday nur 7 Prozent betrug.» 

Einer der Gründe: Viele Angebote beziehen sich auf die unverbindliche Preisempfehlung (UVP), nicht auf den realen Straßenpreis. Dadurch wirken die prozentualen Nachlässe größer als sie am Ende tatsächlich sind. 

Wie stark trifft die Rabattwoche kleinere Händler? 

Während große Ketten mit prall gefüllten Lagern und ausgefeilten Kampagnen in die Black Week starten, geraten kleinere Geschäfte häufig unter Druck. Viele können sich hohe Rabatte oder aggressive Werbung nur begrenzt leisten. 

Maier beschreibt das so: «Da fast alle Händler Rabatte anbieten, werden Händler gezwungen mitzumachen, um nicht außen vor zu sein. Gleichzeitig haben kleine Händler gegebenenfalls aber nicht die Verhandlungsmasse.» 

Auch Glaser vom Handelsverband verweist auf die wirtschaftliche Belastung vieler Geschäfte. Zwar brächten die Aktionstage häufig mehr Kundschaft in die Läden, doch gleichzeitig wüchsen die Herausforderungen, rentabel zu bleiben. Rabattaktionen «führen vor dem Hintergrund der Rentabilität oft auch zu einem erhöhten Margendruck», so Glaser. 

Worauf sollten Verbraucher besonders achten? 

Mit den Angeboten steigt auch das Risiko, an unseriöse Shops zu geraten. Die Verbraucherzentrale Sachsen warnt: «Insbesondere Fake-Shops sind schon lange kein Randphänomen mehr, sondern ein systematisches und wachsendes Problem, insbesondere auch in Aktionszeiten wie dem Black Friday.» 

Die Zahlen zeigen das Ausmaß: 2024 wurden mehr als 10.000 Beschwerden über Fake-Shops registriert - ein Plus von 47 Prozent. In den ersten drei Quartalen 2025 kamen bereits über 8.000 Fälle hinzu. Laut Verbraucherzentrale schaltete etwa die Hälfte von 653 untersuchten Betrugsseiten sogar Werbung auf Google oder Meta - und erreichte damit potenziell Millionen Menschen. 

Wie schützt man sich konkret vor Fake-Shops? 

Beim Onlinekauf lohnt ein genauer Blick: Ein vollständiges Impressum, klare Kontaktangaben und sichere Zahlungsmethoden wie Rechnung, Lastschrift, Kreditkarte oder Paypal gelten als wichtige Mindeststandards. Vorsicht ist geboten bei extrem niedrigen Preisen, ausschließlich Vorkasse oder fehlenden Rückgabeinformationen. 

Die Verbraucherzentrale rät: Verbraucher sollten sich «nicht vom Rabattrausch mitreißen lassen. Sie sollten Preise vergleichen, sichere Zahlungsmittel wählen, Kundenbewertungen lesen, Angaben zu Rücksendeoptionen und der Ausübung des Widerrufsrechts lesen und im Zweifel den Fakeshop-Finder der Verbraucherzentrale nutzen.» 

Zugleich betont die Organisation, dass auch große Plattformen gefordert sind: Es sei nicht allein Aufgabe der Verbraucher, diese zu erkennen. Plattformen sollten verstärkt prüfen, ob Anzeigen oder Angebote betrügerisch sind.

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