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Museumschef attackiert: Hinweise auf rechten Hintergrund

Frédéric Bußmann steht vor Gemälden. / Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Frédéric Bußmann steht vor Gemälden. / Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Nach einem Angriff auf den Generaldirektor der Kunstsammlungen Chemnitz ermittelt die Polizei gegen mehrere Jugendliche, die den Angaben nach Nazi-Parolen gerufen haben. Auch den Hitler-Gruß hätten sie am Donnerstagabend gezeigt, sagte Museumschef Frédéric Bußmann am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Er habe darüber seinen Unmut geäußert und mit ihnen reden wollen. «Daraufhin sind sie total durchgedreht», sagte Bußmann. Sie hätten ihn umringt und mit Fäusten und Tritten auf ihn eingeprügelt. Er habe schließlich flüchten und Anzeige erstatten können.

Die Polizei hat nach eigenen Angaben fünf Tatverdächtige - drei Männer und zwei Frauen - im Alter von 15 bis 20 Jahren gestellt, informierte die Polizeidirektion Chemnitz. Sie seien teils erheblich betrunken gewesen. Vermutlich haben sie das Opfer nicht gekannt. Ermittelt wird laut Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung sowie des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Es werden weitere Zeugen gesucht, die Angaben zu dem Tatgeschehen machen können. Laut Polizei wurde Bußmann leicht verletzt. Er selbst sprach von einer aufgeplatzten Lippe und Schmerzen im Rücken.

«Sachsen hat hier ein echtes Problem», konstatierte der Kunsthistoriker. Ihm gehe es nicht um seine Person, sondern vielmehr darum, Zivilcourage zu zeigen. Andere Passanten hätten die Szenerie schlicht ignoriert. Den Angriff hat Bußmann via Twitter öffentlich gemacht und dazu ein Bild seiner zerstörten Brille gepostet. Er schrieb: «Morgens im Glück, weil die Kunstsammlungen Chemnitz ein Bild von Karl Schmidt-Rottluff erwerben konnten, abends am Boden zerstört, weil jugendliche Neonazis mich verprügelt haben. Die zwei Seiten dieser Stadt?» Chemnitz will 2025 als Kulturhauptstadt Europas ein internationales Publikum anlocken.

Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) bezeichnete das beherzte Einschreiten von Bußmann als «vorbildliche Form der Zivilcourage». Dafür gebühre ihm großer Respekt, sagte Wöller der Deutschen Presse- Agentur. «Dass er von den Tätern geschlagen, getreten und verletzt wurde, weil er diese aufforderte, offenkundige Straftaten zu unterlassen, ist bedauerlich und scharf zu verurteilen. Diese widerlichen Taten werden Konsequenzen haben (...). Wir müssen als Gesellschaft klare Kante gegen Gewalt und Rechtsextremismus zeigen. Herr Bußmann hat das engagiert getan, auch und gerade für uns alle. Vielen Dank und von Herzen schnelle und vollständige Genesung.»

Auf Twitter erhielt der 47 Jahre alte Bußmann viel Unterstützung. «Es braucht jeden Tag den Schulterschluss der Mitte gegen Rechtsextremismus», schrieb Sachsens CDU-Generalsekretär Alexander Dierks. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Detlef Müller aus Chemnitz dankte Bußmann für seinen Mut und Einsatz: «Dir gute Besserung und uns gemeinsam der Auftrag, konsequent Rechtsextremismus, nicht nur in Chemnitz, zu bekämpfen.» Die Vorsitzende des Kulturausschusses im Landtag, Claudia Maicher (Grüne), schrieb: «Danke und großen Respekt für Ihren Mut.»

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