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Corona verschärft Lage für Obdach- und Wohnungslose

Ein Schild mit der Aufschrift „Obdachlos - bitte um eine Spende - danke!“. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa/Archivbild
Ein Schild mit der Aufschrift „Obdachlos - bitte um eine Spende - danke!“. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa/Archivbild

Tausende Menschen in Sachsen haben kein Zuhause. Seit über einem Jahr ist der Zugang zur Hilfe für sie noch schwieriger als sonst - und viele sind nicht für die Corona-Impfung erreichbar.

Die Diakonie Sachsen sieht Wohnungs- und Obdachlose in Sachsen durch die Corona-Krise noch stärker gefährdet. Bereits bestehende Probleme hätten sich verschärft, sagte Rotraud Kießling, Referentin des Diakonischen Werkes der evangelischen Landeskirche Sachsen. Pandemiebedingt seien das Hilfsangebot und Kapazitäten von Tagestreffs dezimiert, die Straßensozialarbeit eingeschränkt oder eingestellt und es fehlten Beratungsstellen. «Wohnungslose Menschen sind noch mehr auf sich gestellt, können nicht zu Hause bleiben, da sie kein Zuhause haben.» Und auch Schutzräume wie Passagen und Läden fehlten. Ebenso wie öffentliche Toiletten, Duschangebote und Kontaktmöglichkeiten.

«Der beste Schutz wäre Prävention, doch der Wohnraumerhalt ist zusätzlich erschwert», sagt Kießling. Einige zuständige Sozialämter nähmen die Not gar nicht wahr oder erschwerten den Zugang zur Hilfe. «Wohnungslose Menschen haben selten Internet, aber nur so werden Termine vergeben.» Betroffene bräuchten aber schnelle und unbürokratische Hilfe, und die stehe ihnen nach dem Gesetz zu.

Die Diakonie fordert, dass Ämter und Behörden jetzt gerade erreichbar sein müssen, mehr vorbeugend für den Wohnungserhalt Betroffener getan sowie Straßensozialarbeit auf- und ausgebaut werden. Tagestreffs bräuchten finanzielle Unterstützung, auch für Corona-Tests. Und auch beim Impfen sind die ambulanten Angebote auf der Straße und in Beratungsstellen ein Problem: Während Menschen in Obdachlosenunterkünften eine höhere Priorität haben, folgten die ambulanten Angebote den gängigen Regelungen.

Laut Kießling hat die Diakonie über ihre Beratungsstellen rund 3000 Wohnungsnotfälle erfasst. «Mehr als die Hälfte davon war gänzlich ohne Wohnung, die Dunkelziffer ist weitaus höher.» Besucher in Tagestreffs sind, auch aus Gründen der Anonymität, nicht erfasst - aber rund 800 weitere Wohnungslose über ein EU-Projekt.

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH