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Deine Arbeit - Minister Dulig im Undercover-Einsatz auf der Baustelle

SMWA Kristin Schmidt
SMWA Kristin Schmidt

Martin Dulig, sächsischer Wirtschaftsminister, schaut sich deine Arbeit ganz genau an. Warum?

«Ich bin der Martin» - so stellt sich Sachsens stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) vor, wenn er für sein Projekt «Deine Arbeit, meine Arbeit» unterwegs ist. Bis zur Mittagspause dauert es meist. «Dann hat meine Anwesenheit die Runde gemacht», berichtet Dulig. Seit anderthalb Jahren besucht er - soweit es geht inkognito - Betriebe in Sachsen und arbeitet für acht Stunden mit. Gut ein Dutzend Einsätze hat er hinter sich: Flugzeuge beladen am Airport Leipzig/Halle, Dachdecken, Aushelfen im Pflegeheim oder als Bergmann unter Tage.

Zwar sei er als Wirtschaftsminister oft zu Besuch in Betrieben - die er aber dann aus Sicht der Unternehmer erlebe. «Um mitzubekommen, wie vielfältig Arbeit ist - wie schwer, einfach, frustrierend oder erfüllend - das geht nur, indem man wirklich in die Arbeitswelt eintaucht.» Dulig tritt bei seinen Einsätzen als Praktikant oder Leiharbeiter auf, lässt sich in Listen gern als «Martin Schmidt» führen. Im Blaumann erkennen ihn die meisten nicht. «Die Leute kennen mich ja nur im Anzug, sie erwarten mich schlichtweg nicht.» So sei es leichter, ins Gespräch zu kommen. Wird er gefragt, verleugnet er seine wahre Identität schon mal.

Dulig macht gern mit ungewöhnlichen Aktionen von sich reden. So tourt er seit Jahren mit seinem Küchentisch durchs Land, an den er Menschen zum Reden einlädt. Mit seinen Arbeitseinsätzen will er zeigen, dass er anpacken kann. «Dass die Leute sagen, den will ich in der Regierung behalten.» Es gehe um Nähe und Glaubwürdigkeit. «Wir brechen das Politikerbild, das viele haben», meint er.

Am 1. September wählt Sachsen ein neues Landesparlament, jüngste Umfragen sehen die SPD gerade einmal bei neun Prozent. Für die Fortführung einer Koalition mit der CDU stehen die Zeichen schlecht. Dass die Partei bei Umfragen auch schon bei sieben Prozent lag, schreibt Dulig vor allem den Querelen in der Bundespartei zu. Sein Ziel: Das Ergebnis von 2014 zumindest zu halten: Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren kam die SPD auf 12,4 Prozent.

Für die Straßenbahnmeisterei hat Dulig einen Tag lang Raststätten an der Autobahn gesäubert, Müll eingesammelt und die Toiletten geputzt. Der härteste Einsatz war in einem AWO-Pflegeheim in Dresden. «Dort bin ich an meine Grenzen gekommen, nicht nur körperlich, sondern auch psychisch.» Während ein Tarifvertrag für Pflegende schon lange zu den SPD-Forderungen gehört, kommen durch die Einsätze auch neue Themen auf die Agenda - etwa neue Technik am Flughafen Leipzig/Halle, wo zum Teil mit über 20 Jahre alten Förderbändern gearbeitet wird. Als Mitglied im Verwaltungsrat habe er bei der Investitionsentscheidung gut argumentieren können. «Ich wusste aus eigener Erfahrung, um was es geht und warum es nötig ist.»

Während des Wahlkampfes fährt Dulig seine Arbeitseinsätze zurück. Dafür gibt es in den nächsten Wochen ein anderes, öffentliches Projekt: Für ein paar Stunden können Betriebe den Minister unter dem Motto «Dein Kollege Dulig» einladen - mehr als 30 Angebote liegen bereits vor. Der Politiker hat noch einige Branchen auf dem Zettel: Verschiedene Handwerksberufe etwa oder einen Tag als Lehrer an einer Schule. Es gibt ein paar Sachen allerdings, an die er sich nicht wagt: Friseur oder Lokführer gehören dazu.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Sebastian Willnow