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Chemnitz will Kulturhauptstadt 2025 werden

Blick auf das Opernhaus im Zentrum von Chemnitz. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
Blick auf das Opernhaus im Zentrum von Chemnitz. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Die quietschbunte Treppe in Chemnitz neben dem Technischen Rathaus springt einem förmlich ins Gesicht. Die Lego-Stein-Ästhetik in Gelb, Blau oder Rot ist ein Projekt der «BuntmacherInnen», einer zivilgesellschaftlichen Initiative aus Chemnitz. Und sie ist ein Ergebnis der Kulturhauptstadtbewerbung. Das Konzept der sächsischen Stadt dabei: einfach mal machen.

«Mit diesem Macher-Ansatz wollen wir all die Leute und Orte sichtbar machen, die man nicht sieht und damit auch ein Chemnitz, das in Europa - noch - keiner auf dem Schirm hat», sagt Jenny Zichner vom Bewerbungsteam 2025. Am Donnerstag (22. Oktober) steht nun der digitale Jury-Besuch an.

Angedockt an die städtische Wirtschaftsförderung arbeitet das Kulturhauptstadt-Büro seit mittlerweile drei Jahren an der Bewerbung. Vor allem am Anfang nicht ohne Kritik. «Die Bewerbung war lange nicht sichtbar, nicht greifbar, hat die Chemnitzer nicht wirklich mitgenommen», so die Einschätzung von Daniel Dost. Der Theaterwissenschaftler gehört zu den zehn bis 15 aktiven Mitgliedern der sogenannten BuntmacherInnen und war selbst lange Zeit einer von denen, die man als «stille Mitte» bezeichnen könnte. «Dann kam es zu den Ereignissen im Spätsommer 2018 und wir hatten alle das Gefühl, nicht länger nichts tun zu können», schildert er.

und am Pranger. «Chemnitz ist weder grau noch braun» in bunt geschriebenen Lettern war nur eine von vielen Reaktionen auf den kollektiven Schock.

Dass ausgerechnet Sachsens drittgrößte Stadt Kulturhauptstadt werden will, das hätten viele Einwohner zunächst belächelt. «Leipzig, Dresden, aber doch nicht Chemnitz! Das war hier lange die Meinung», so Zichner. Doch seit den Anfängen der europäischen Kulturhauptstädte mit Metropolen wie Athen (1985), Paris (1989) oder Brüssel (2000) sind es in den vergangenen zehn Jahren die kleineren Städte, die den Bewerbungsprozess als Stadtentwicklung für sich entdeckt haben.

Der Titel sei deshalb vor allem auch ein Konjunkturprogramm für die 250 000 Chemnitzer und die gesamte Region mit rund 1,5 Millionen Menschen, sagt Sören Uhle, Chef der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft (CWE). So rechnet das Bewerbungsteam im Falle des Titelgewinns mit etwa zwei Millionen Gästen im Jahr 2025. Siegerstädte vergleichbarer Größe hätten zusätzliche Einnahmen zwischen 150 bis zu 500 Millionen Euro verzeichnet.

Brachliegende Flächen und leerstehende Häuser habe man zunächst als Schwäche in der Bewerbung betrachtet, ebenso die Ereignisse des Sommers 2018 oder die Spuren des rechten Terrortrios NSU. «Doch im Grunde genommen sind das alles Themen, die ganz Europa betreffen, die uns mit Europa verbinden. Und um Gräben zu überwinden, fangen wir am besten vor Ort an», sagt Sören Uhle.

Alltagskultur lautet das Stichwort der Chemnitzer Kulturhauptstadtbewerbung, mit der sich die Stadt gegen die Mitbewerber Magdeburg, Nürnberg, Hannover und Hildesheim durchsetzen will. Deutschland darf 2025 neben Slowenien eine der beiden Städte stellen. Nach dem Jury-Besuch steht am 26. Oktober noch eine Online-Präsentation an, bevor die Jury dann am 28. Oktober bekannt gibt, wer die deutsche Kulturhauptstadt Europas 2025 wird.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: Blick auf das Opernhaus im Zentrum von Chemnitz. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa