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Schulbetrieb muss für junge Ukrainer viele Probleme lösen

Ein Grundschüler aus der Ukraine hält in der einen Zettel mit Schreibübungen in der Hand. / Foto: Robert Michael/dpa
Ein Grundschüler aus der Ukraine hält in der einen Zettel mit Schreibübungen in der Hand. / Foto: Robert Michael/dpa

Noch fehlen viele Lehrkräfte, doch an der ersten «ukrainischen Schule» in Dresden hat der Unterricht dennoch begonnen. «Je mehr Lehrer wir haben, desto mehr Fächer können wir anbieten», sagte Tobias Jäger, Direktor der 116. Oberschule in Dresden, am Mittwoch. Momentan wird vor allem Deutsch und Englisch unterrichtet, demnächst erwartet man eine Erdkundelehrerin. Auch ein Chemielehrerin ist schon da. Für Hortleiter Matthias Rentzsch geht es sowieso darum, den Kindern zunächst ein Stück Geborgenheit zu geben. Man wolle nicht von Anfang an nur «Bildung, Bildung, Bildung» machen, sagt der Pädagoge: «Die Kinder dürfen hier ankommen.»

Die Bezeichnung ukrainische Schule trifft es nicht ganz. Momentan gibt es an der Einrichtung im Süden von Dresden zwei Grundschul- und zwei Oberschulklassen. Sie sind der 49. Grundschule und der 116. Oberschule angeschlossen. In jeder Klasse sitzen 23 Mädchen und Jungen. Demnächst kommt eine weitere Klasse für Grundschüler hinzu. Man habe alles vor Ort, was eine Schule funktionsfähig macht - vom Hausmeister über die Schulspeisung bis hin zur IT-Technik, erklärt Dresdens Schulamtsleiterin Katrin Düring. Tobias Jäger bezeichnet das Bildungsniveau in der Ukraine als extrem hoch. Die Schülerinnen und Schüler seien sehr strebsam, die Eltern auf gute Abschlüsse bedacht.

Juliia Didenko, Deutschlehrerin aus Kiew, kann verstehen, dass es unter ihren Landsleuten auch Vorbehalte gibt, die Kinder auf eine deutsche Schule zu schicken. Vielleicht stehe dahinter die Sorge, die Kinder an Deutschland zu «verlieren». Manche würden lieber in ihrem neuen Zuhause bleiben und den Online-Unterricht ihrer bisherigen Schule in der Ukraine verfolgen. Jäger zufolge ist dieses Angebot aber je nach Kriegssituation sehr unterschiedlich. Mancherorts gebe es schlichtweg keine Schule mehr, manche Kinder seien «mit nichts» in Deutschland angekommen. Man müsse nun erst einmal eine Balance finden und mit den unterschiedlichen Voraussetzungen umgehen.

Hagen Kettner, Leiter des Landesamt für Schule am Standort Dresden, plagen noch ganz andere Sorgen. Bislang seien in Sachsen 6772 Anträge auf Aufnahme ukrainischer Kinder in Schulen des Freistaates gestellt worden, 4108 von ihnen bereits aufgenommen. Man rechne aber mit der gleichen Anzahl an weiteren Schülern bis 1. August. «Ich verliere als letztes den Optimismus, aber das wird dann nicht bloß eine Herausforderung, das wird richtig spannend.» Schon heute gebe es in Sachsen einen Mangel an Lehrern und Unterrichtsausfall. In Städten wie Dresden fehle zudem Platz, die Klassen seien «rammelvoll»: «Es gibt kein Rezept. Die Konzepte müssen wir selbst entwickeln.»

Auch andere Umstände erschweren das Handeln. Laut Kettner gibt es erste Tendenzen, dass bereits angemeldete Kinder dann doch nicht kommen, weil ihre Familien weggezogen sind. Dazu kämen Unterschiede in der Ausbildung der Lehrer. Anders als in Deutschland würden sie in osteuropäischen Ländern meist nur in einem Fach ausgebildet und stünden demnach auch nicht für mehr Fächer zur Verfügung. Bislang seien im Bereich seines Landesschulamtes, zu dem neben der Stadt Dresden noch die Landkreise Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Meißen gehören, 32 ukrainische Lehrkräfte und 14 Assistenten eingestellt worden - vorerst befristet bis zum Ende des Schuljahres.

Der Krieg und sein ungewisser Ausgang macht eine genaue Planung ohnehin schwierig. Dresdens Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (CDU) - von Beruf Lehrer - baut schon mal einer möglichen Neiddebatte bei stressgeplagten Eltern vor. Die Beschulung der ukrainischen Kindern werden nicht zu Lasten der anderen gehen. «Es ist etwas ganz Normales, was wir hier machen: Anderen zu helfen, die in Not sind.»

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