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Dresden, ich liebe dich!

Dresden. Heimat. Musik. Wenn man diese drei Begriffe liest, denkt man sofort an Ezé Wendtoin mit der Band 'Banda Internationale'. Bekannt wurde er vor allem durch sein Musikvideo auf YouTube 'Dresden Daheeme' . Er verleiht seiner Liebe und seinem Heimatgefühl Ausdruck und das, obwohl er einen ganz anderen Ursprung hat. 

Bildquelle: Screenshot Musikvideo (YouTube)

Doch Ezé fühlt sich angekommen und ist einer der Menschen, der eine ehrlich positive Meinung über Dresden (Sachsen) hat, aber das Negative dennoch nicht verschweigen möchte. Und dies zeigt er auch; sowohl durch seine Musik, als auch im Gespräch:

Wie lange bist du schon hier? Und was hat dich motiviert in Dresden zu bleiben? 

Wendtoin: Seit April 2016 wohne ich im Rahmen meines Masterstudiums in Germanistik in Dresden, das ich schon 2013 in Burkina Faso mit dem Bachelor abgeschlossen hatte. Danach bin ich als Musiker unterwegs gewesen, bis ich den langen Weg mit harten Behördengängen habe überwinden können, meinen Master hier in Dresden anzufangen, da es mir diese Möglichkeit in Burkina Faso noch fehlte. Ob ich hier in Dresden bleibe, ist so nicht geplant! Die Zeit muss entscheiden. Ich habe allerdings Projekte in Burkina Faso vor, die mich immer wieder dahin ziehen, nämlich den Bau einer Ausbildungsschule für benachteiligte Kinder. Dort gehören Bildung, Gesundheit und gesunde Ernährung zum Luxus. Überleben ist prioritär. Ich fände schade, dafür nichts zu machen. Ich nutze aber die Gelegenheit, um zu sagen, dass wir als Banda Internationale (eine Band aus Dresden), die auch Integrationsprojekte betreibt,  im Februar 2018 eine Reise nach Burkina planen. Diese Reise soll u. a. den offiziellen Bau der Schule durch ein Open Air Konzert eröffnen. 

>> Schweigen; nur weil er Bier in deutscher Gesellschaft trinkt.

Wann hast du angefangen Dresden/Sachsen lieben zu lernen? Was magst du am meisten an Dresden?

Wendtoin: Ja, ich liebe Dresden und fühle mich wohl da. Ich liebe diese Stadt und habe eben darüber gesungen. Seit ich da bin, habe ich Unterstützung von verschiedenen Menschen gehabt. Heute spiele ich bei der Banda Internationale, die jetzt eine Familie für mich geworden ist. Ich konnte mit meiner Musik im TJG (Theater der jungen Generation) mitwirken. Meine Musik entwickelt sich weiter und mein Freundeskreis vergrößert sich. Und großartig ist, dass die Schauburg mein Lied über Dresden laufen lässt. Es gibt tolle Veranstaltungen in Dresden! Ich bin öfter in Hellerau, im Theater und folge ständig dem Dresdner Kinoprogramm. Für vieles bin ich heute dankbar in Dresden zu bleiben.  Doch manchmal wird man wieder darauf aufmerksam gemacht, dass man nicht hierher gehört! Vorgestern am Albertplatz mit einer Kommilitonin aus der Uni,  habe ich schweigen müssen. Ich musste vor Menschen schweigen, die mich provoziert haben. Schweigen nachdem ich schreckliche Schimpfwörter gehört habe. Schweigen wegen blöder Schubladen im Kopf der Menschen über einen Afrikaner, der wohl ein Bier in deutscher Gesellschaft trinkt. Und das ist nicht diese Seite von Dresden, die ich mag, aber das beraubt mich nicht meiner Freude! Ich liebe die Kunst und viele Orte in Dresden, wo ich mich wohl fühle. Ich freue mich, so viele Freunde in Dresden zu haben und liebe z.B. die coole Stimmung an dem Männertag. Auch an der TU Dresden besuche ich spannende Seminare und lerne viel. Genau das liebe ich.  

>> Der Mensch ist dort zu Hause, wo er sich wohl fühlt. Familie ist ein Gefühl.

Wie bist du auf die Idee gekommen ein Lied über Dresden zu schreiben? Was hat dich dabei inspiriert?

Wendtoin: Mein Lied über Dresden ist aus meinen Alltagslebenserlebnissen entstanden. Ich habe ein schönes Leben hier. Das klammert aber nicht die Tatsache aus, dass man ständig auf der Straße angebrüllt wird. Viele haben leider noch nicht begriffen, dass die heutige Welt ein planetarisches Heimatdorf ist, wo der Mensch dort zu Hause ist, wo er leben, studieren, arbeiten oder was auch immer, und sich flexibel bewegen kann. Für mich kann nur Hass Gegenhass schlimmer machen. Ich habe das Lied mit viel Positivität geschrieben. Wer aber das Lied hört, sollte an manchen Stellen nachdenken können, was hier in Dresden los ist, besonders die Übungen Montags, um genug Menschen anschreien zu können. Es ist aber nur das, denn ich könnte mir schwer vorstellen, das interessante an Dresden und meine Freunde hier zu verlieren. Alles das, hat mich inspiriert, das Lied zu schreiben.

Hast du Freunde die dir geholfen und dich unterstützt haben?

Wendtoin: Ohne Freunde und offene nette Menschen hier, hätte ich den Weg nach Dresden nicht gefunden. Ich hätte auch vielleicht nicht durchhalten können, hier zu bleiben. Ich habe viele Freunde hier, mit denen ich viel mache. Und fühle mich wie Zuhause. Viele Freunde hier sind sogar jetzt als meine Familie geworden.

>> Echt. Innig. Ehrlich. Die Musik verschweigt Nichts. 

Hast du vor noch weitere Lieder zu schreiben?

Wendtoin: Natürlich habe ich viele Lieder, die ich in meinem zweiten Album nächstes Jahr inchallah veröffentlichen würde. Die meisten Lieder schreibe ich auf Deutsch und möchte, dass verschiedene Kulturen deutlich zusammen kommen (die deutsche Sprache soll von einer burkinischen Musikfarbe begleitet werden und andersrum). Was mir gerade prioritär ist, bleibt aber das Studium. Ich denke aber, über das was heute in unserer Welt passiert, nämlich die Steigerung des Rechtsrucks, kann ich als Musiker nicht schweigen. Mit meiner Musik, meinen Projekten werde ich immer für eine offene, tolerante, bunte Gesellschaft stehen. Unsere Stärke kommt aus unseren Gemeinsamkeiten, sowie aus unseren Unterschieden. Deswegen tausche ich in meinen Workshops viel mit den Kindern aus. Die Kinder sind echt und innig und haben keine Angst Fragen zu stellen. Manchmal mussten sie ihre Bilder im Kopf über Afrika verändern. Abschließend soll man wissen, „die Erde ist keine Schenkung unserer Vorfahren, das sind unsere Kinder, die sie uns ausleihen.“ Die Arbeit mit den Kindern, die ich an verschiedenen Orten Sachsens durchführe, auch mit der Banda Internationale, finde ich unerlässlich für eine sichere Zukunft mit Akzeptanz, Toleranz und Solidarität. Wie jemand es deuten würde, „Die PolitikerInnen sind längst an vielen Stellen gescheitert, nur die Kunst kann uns retten“. Tam!  


Bilder: Wolfgang Möhrer

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