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WWF und Zoos wollen Verbot des kommerziellen Tigerhandels

Sibirischer Tiger in einem Gehege einer Großkatzenstation der Tierschutzorganisation «Vier Pfoten». Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild
Sibirischer Tiger in einem Gehege einer Großkatzenstation der Tierschutzorganisation «Vier Pfoten». Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild

Die Umweltstiftung WWF und der Verband der Zoologischen Gärten fordern ein Verbot des kommerziellen Handels mit Tigern und Tigerteilen. «Der illegale oder schlecht regulierte Handel mit Tiger und Tigerprodukten ist auch eine Gefahr für die letzten wildlebenden Exemplare durch Wilderei», sagte Arnulf Köhncke, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland am Dienstag im Leipziger Zoo. Dort stellte der WWF seinen Report zum Tigerhandel in der EU vor. Demnach ist auch Europa ein Drehkreuz des internationalen Tigerhandels. Europäische Länder wie Belgien, Deutschland, Frankreich, oder Italien zählten zu den 30 größten Exporteuren und Importeuren von Tigern weltweit.

Nach WWF-Angaben ist es in der EU gestattet, Tiger zu kommerziellen Zwecken in Drittländer zu exportieren. Dem Report zufolge sind zwischen 2013 und 2017 von insgesamt 187 exportierten, lebenden Exemplaren 43 zu kommerziellen Zwecken, wie etwa der Zucht bei Privathaltern, gehandelt worden. Hinzu kommen 73 Tiger, die in Zirkussen, Freizeitparks und Wandertiershows weltweit landeten, etwa in Thailand, Vietnam, China, Singapur, Russland und der Türkei. Darüber hinaus gab es 95 Beschlagnahmungen von Tigerprodukten. Besonders beliebt sind laut WWF Felle als Trophäe sowie Penis und Knochen als angebliche Medizin. Nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen Cites ist jeder kommerzielle Handel mit Tigerprodukten eigentlich verboten.

Derzeit werden laut Zoo-Informations-System 199 Tiger in europäischen Zoos gehalten. Auch jenseits der Zoologischen Gärten gebe es hierzulande viele Tiger in «menschlicher Haltung», erläuterte Köhncke. «Allerdings wissen wir nicht einmal die genaue Anzahl und wo sie sich befinden, da jedes Land unterschiedliche nationale Bestimmungen hat.» Nur wenige EU-Länder erfassten die Bestände von Großkatzen-Haltern und Privatzüchtern. «Bei der privaten und kommerziellen Haltung gibt es Schlupflöcher, die gestopft werden müssen», ergänzte Jörg Junhold, Präsident des Verbandes der Zoologischen Gärten und Direktor des Zoo Leipzig.

Junhold betonte, dass die Regularien in Deutschland eigentlich ausreichen würden. «Das Knowhow und die Werkzeuge zum verantwortungsvollen Management von Wildtieren in Menschenhand sind vorhanden – flächendeckend angewandt können sie helfen, Schmuggel zu unterbinden.» Es fehle jedoch bei der Kontrolle und der Strafverfolgung an Kapazitäten.

In freier Wildbahn leben laut WWF derzeit etwa 3890 Tiger. Eine deutlich höhere Anzahl dieser Großkatzen lebe weltweit in privater Haltung oder auf Tigerfarmen, die nicht ausreichend kontrolliert würden, betonte Köhncke.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: Sibirischer Tiger in einem Gehege einer Großkatzenstation der Tierschutzorganisation «Vier Pfoten». Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild