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Hunde im Lockdown gefragt - Züchter und Verbände besorgt

Die Züchterin und Tiertrainerin Bettina Krist überprüft das Gewicht eines Golden-Retriever-Welpens. Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa
Die Züchterin und Tiertrainerin Bettina Krist überprüft das Gewicht eines Golden-Retriever-Welpens. Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

Wegen der Corona Pandemie wollen immer mehr Deutsche einen Hund, um nicht allein zu sein. Hundezüchter und Verbände sehen das mit Sorge.

Die Corona-Pandemie hat in Deutschland das Interesse an Hunden als Haustier angekurbelt. Züchter und Verbände sehen diese Entwicklung mit Sorge, denn die hohe Nachfrage werde nicht nur aus seriösen Quellen bedient. «Im Moment ist alles eine Katastrophe», sagte die Leipziger Züchterin und Tiertrainerin Bettina Krist.

«Es werden Hunde gekauft von Menschen, die keine Ahnung haben, was das bedeutet», sagte Krist. Sie ist seit 2001 Hundetrainerin und züchtet seit 2008 Golden Retriever. «Die, die jetzt Hunde kaufen, sind diejenigen, die sonst zwei oder drei Mal im Jahr verreisen. Wenn die wieder reisen können, ist der Hund im Weg», prophezeite sie.

Krist kritisiert vor allem, dass inzwischen sehr viele Mischlingshunde über Kleinanzeigen verkauft werden, und das zu astronomischen Preisen. «Jeder denkt, er kann eine schnelle Mark verdienen», sagte sie. Es würden wild verschiedene Rassen gekreuzt und zu Preisen von 2500 bis 4000 Euro für einen Welpen verkauft.

Udo Kopernik, Sprecher des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH), bestätigte, dass sich voriges Jahr deutlich mehr Menschen einen Hund zugelegt haben. Gesicherte Zahlen gebe es nicht, aber man könne von einer um 15 bis 20 Prozent gestiegenen Nachfrage ausgehen. Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland zehn Millionen Hunde.

«Der Bedarf wird überwiegend über den Welpenhandel aus Südosteuropa gedeckt. Außerdem merken es auch Menschen hier, dass es einen Markt gibt, der preislich attraktiv ist», sagte Kopernik. «Es gibt gute finanzielle Aussichten, was einiges an krimineller Energie freisetzt.»

Kleine Hunde aus Südosteuropa würden oft geschmuggelt. Eigentlich bräuchten die Tiere einen vollständigen Impfschutz. Dafür müssten sie 15 Wochen alt sein. Aus Berichten der Bundespolizei über beschlagnahmte Welpen wisse man aber, dass die kleinen Hunde häufig viel jünger seien.

Sowohl Krist als auch Kopernik fordern eine bundeseinheitliche Registrierungs- und Kennzeichnungspflicht für Hunde. Auch die Vorgaben für Züchter müssten verändert werden. Ein Sachkundenachweis müsse Pflicht werden, und auch ein Hundeführerschein für die Besitzer sei nötig, sagte Krist.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium äußert sich zurückhaltend zu einer nationalen Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht. Das wäre ein erheblicher bürokratischer Aufwand, der mit Kosten für die Verwaltung und die Hundehalter verbunden wäre, teilte das Ministerium mit.

Der illegale Welpenhandel lasse sich mit einer nationalen Hundedatenbank auch nicht in den Griff kriegen, weil die Daten nicht mit denen anderer europäischer Länder kompatibel wären. Das Ministerium setze sich aber in einer EU-Arbeitsgruppe dafür ein, die Rückverfolgbarkeit von Hunden auf europäischer Ebene zu verbessern.

Hundezentrum Bettina Krist

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH