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Pokalfrust und Vorwürfe: Reuter kritisiert Leipziger Chef

dpa / Sven Hoppe
dpa / Sven Hoppe

Den großen Zoff nach dem Pokal-Wahnsinn konnten die euphorisierten Leipziger Halbfinal-Debütanten schneller als die gefrusteten Augsburger abschütteln. «Man sollte mit Anstand verlieren. Aber heute hat man gesehen, dass man mit extremer Arroganz offensichtlich gewinnt», kritisiert FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter.

Nach dem Pokal-K.o. durch das Leipziger 2:1 in der Nachspielzeit der Verlängerung ging es heiß her. Auf und am Spielfeld wurde gestritten, geschubst und lautstark diskutiert. «Es ist eine bodenlose Frechheit, wie sich Mintzlaff nach dem Schlusspfiff verhalten hat. Anstatt sich mit seiner Mannschaft über das Weiterkommen zu freuen, stürmt er in unsere Coaching-Zone direkt zu unserer Bank», kritisierte Reuter.

Der Leipziger Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, der nach dem packenden Viertelfinal-Fight den Zorn der Schwaben besonders auf sich gezogen hatte, fand den Ausflug und ein Gespräch mit Augsburgs Co-Trainer Jens Lehmann aus seiner Sicht nicht so schlimm. Aber er wusste auch um die Gefühlslage aller Beteiligten. «Die Emotionen sind hochgekocht, alle Nerven lagen blank, auch bei mir», räumte er ein.

Durch Tore der Fußball-Nationalspieler Timo Werner und Marcel Halstenberg darf der Club aus dem Red-Bull-Imperium vom Endspiel am 25. Mai träumen, das auch der FC Augsburg so gerne erreicht hätte. «Insgesamt hätten wir das Weiterkommen verdient gehabt», befand Trainer Manuel Baum. Nur 2010 schaffte es der FCA in die Runde der letzten Vier. «Es war mein Traum, einmal in Berlin zu spielen, dieser ist jetzt geplatzt», haderte Kapitän Daniel Baier, der mit 34 Jahren nicht mehr allzu viele Chancen bekommen dürfte.

Nervenaufreibend waren die Pokalminuten vor allem in den Nachspielzeiten. In der 94. Minute rettete sich Augsburg dank Joker Alfred Finnbogason überhaupt erst in die Verlängerung. Und als sich dort alle schon mit einem Elfmeterschießen angefreundet hatten, schockte Halstenberg den FCA mit einem eiskalt verwandelten Strafstoß nach einem unnötigen Handspiel von Michael Gregoritsch (120.+1).

«Michael Gregoritsch werden wir jetzt wieder aufbauen. So etwas passiert, aber ich verbuche es als Fehler aus Leidenschaft», sagte Baum. «Wie ein Häufchen Elend» habe der Offensivspieler in der Kabine gesessen. Auch Reuter schützte den vermutlich unglücklichsten seiner Profis. Gregoritsch habe ein «Riesenspiel» gemacht, lobte Reuter. «Es ist bitter, aber solche Dinge passieren. Für mich ist wichtig, dass die Mannschaft lebt und Gas gibt.»

Das soll sie jetzt in der Bundesliga wieder. Nach dem 0:3 gegen den 1. FC Nürnberg ist es im Abstiegskampf wieder enger als gewünscht. «Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen das kurz verdauen und dann geht es weiter. Wir haben eine schwierige Rückrunde vor uns», sagte Flügelspieler André Hahn. «Wir müssen alles reinsetzen in die restlichen Spiele.»

Sowohl körperlich als mental müssen sich die Schwaben von dem Tiefschlag erholen, um dann am Sonntag gegen 1899 Hoffenheim wieder zu performen. «Wir müssen mitnehmen, dass wir gegen einen Top-Gegner lange Zeit auf Augenhöhe waren», mühte sich Baier, Positives aus dem schmerzhaften Pokalabend zu ziehen.

Er selbst sorgte mit einer obszönen Geste gegenüber Leipzigs Ex-Coach Ralph Hasenhüttl in einem früheren Duell auch schon einmal für einen Eklat, für den er sich danach entschuldigte. Mit einer Entschuldigung oder netten Worte brauche Kollege Mintzlaff aber nicht zu kommen, stellte Reuter schonmal klar. «Das kann er sich sparen, wenn er sich so verhält.»

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Sven Hoppe