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Linke sehen kinderreiche Familien oft in der Armutsfalle

Sabine Zimmermann (Die Linke), Abgeordnete, spricht im Bundestag. Foto: Monika Skolimowska/zb/dpa/Archivbild
Sabine Zimmermann (Die Linke), Abgeordnete, spricht im Bundestag. Foto: Monika Skolimowska/zb/dpa/Archivbild

Wenn von Armut in Deutschland die Rede ist, heißt das nicht Hunger, Elend und täglicher Kampf ums Überleben. Dennoch können Betroffene nicht so am Leben teilnehmen wie ihre Mitmenschen. Für Kinder wird der Start ins Leben oft schwieriger.

Kinderreiche sächsische Familien geraten nach Einschätzung der Linken besonders häufig in die Armutsfalle. «Reich an Kindern, arm an Geld - das geht zu oft Hand in Hand. Kinderreiche Familien sind bei Bundes- und Landesregierung immer noch zu wenig im Blickfeld, genauso wie Alleinerziehende», sagte die Zwickauer Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann der Deutschen Presse-Agentur: «In der Familienpolitik zählen nicht warme Worte, sondern Taten.»

«Wenn sich Eltern für mehr Kinder entscheiden, müssen sie auch mehr finanzielle Unterstützung bekommen. Das gilt ganz besonders in der Krise», betonte die Politikerin, die im Bundestag den Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend leitet. Die beiden Kinderboni in der Pandemie würden nicht nachhaltig helfen, wenn das Grundproblem bleibe. «Bislang werden Wohlhabende begünstigt und arme Familien benachteiligt.»

Man brauche endlich eine Kindergrundsicherung statt Kindergeld, Kinderzuschlag und Kinderregelsatz, erklärte die Politikerin. «Seit einem Jahr haben Familien in der Pandemie Mehrausgaben, ohne dass sie mehr Unterstützung bekommen. Einmalig 150 Euro sind für Hartz-IV-Beziehende ein Tropfen auf den heißen Stein.» Nötig sei ein monatlicher Pandemiezuschlag nicht unter 100 Euro.

Zudem brauchten Kinder armer Eltern besondere Hilfe und Förderung, damit sie durch das Homeschooling nicht dauerhafte Nachteile auf ihrem Bildungsweg erleiden, sagte Zimmermann: «Besonders für kinderreiche Familien ist die Situation schwierig, weil zu Hause oft ein ruhiger Lernort fehlt. Die Staatsregierung muss sozial benachteiligte Familien beim Homeschooling besser unterstützen.»

Zimmermann verwies auf Zahlen des Bundesamtes für Statistik, wonach im Jahr 2019 rund 161 000 Kinder in Sachsen in Familien mit drei oder mehr Kindern aufwuchsen. 2010 waren es noch 125 000. 2019 hätten 28,7 Prozent der Haushalte mit zwei Elternteilen und drei oder mehr Kindern als arm gegolten: «Der Anteil armer Familien an allen kinderreichen Familien bewegt sich seit vielen Jahren im Bereich von einem Viertel bis einem Drittel.»

Nach dem Mikrozensus lag die sogenannte Armutsgefährdungsschwelle 2018 im bundesweiten Schnitt bei 1035 Euro für einen Single-Haushalt, in Sachsen waren es 937 Euro. Dabei handelt es sich um das gesamte Nettoeinkommen eines Haushalts inklusive Wohn- sowie Kindergeld oder anderer Zuwendungen. Wer weniger als diese Summe im Monat zur Verfügung hat, gilt als armutsgefährdet.

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH