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Landesfrauenrat warnt vor Gewalt gegen Frauen im Lockdown

Symbolbild Corona / pixabay
Symbolbild Corona / pixabay

Wegen der hohen Corona-Fallzahlen in Sachsen gelten seit Montag wieder Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Für Gewaltbetroffene könnte das dramatische Auswirkungen haben, warnt eine Expertin.

Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen hat der Landesfrauenrat vor den Folgen der Corona-Maßnahmen auf Opfer häuslicher Gewalt gewarnt. Schon im vergangenen Lockdown seien die gemeldeten Zahlen leicht erhöht gewesen, wenn auch nicht so sehr wie erwartet, sagte die Vorsitzende Susanne Köhler. «Dennoch gehen wir fest davon aus, dass die Dunkelziffer noch höher sein dürfte als in normalen Zeiten.»

Frauen hätten wegen der Corona-Regeln viel weniger Gelegenheiten gehabt, das Haus zu verlassen und sich Hilfe zu suchen, sagte Köhler. «Wenn der gewalttätige Mann im Homeoffice sitzt, können sie nebenbei keine Hilfe rufen.» Das beschäftige sie auch jetzt wieder. «Aktuell sind zum Beispiel Kita und Schulen noch offen, wo Gewaltfälle auffallen können. Die Frage ist nur: Wie lange noch?»

In ihrem Beruf als Familienanwältin habe sie im Lockdown zudem viele Probleme bei Gerichtsverfahren bemerkt, sagte Köhler. Gerichte und Jugendämter hätten in der ersten Welle bis Mai 2020 kaum Termine angesetzt und es habe viel länger als gewöhnlich gedauert, bis Entscheidungen etwa zu Annäherungsverboten gefallen seien. «Das ist dramatisch, weil Gewaltbetroffene meist lange zögern, bis sie sich wehren. Wenn sie sich dann entschieden haben, sollte es schnell gehen und umfassender Schutz erreicht werden können. Das betrifft dann auch die Kinder.»

Zurzeit sei man noch nicht in der Situation, dass die Ämter und Gerichte ihre Kapazitäten heruntergefahren hätten. «Aber wir rollen in den nächsten Lockdown hinein und ich habe nicht das Gefühl, dass sich jemand Gedanken über die Problematik gemacht hat.»

Um Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen, sollen am Donnerstag in Sachsen zahlreiche Gebäude orange angestrahlt werden - darunter das Justizministerium in Dresden. Die Beleuchtung ist Teil einer UN-Kampagne und soll an Gewalt gegen Frauen erinnern.

Die Zahl der angezeigten Gewalttaten unter Paaren und Ex-Partnern ist 2020 bundesweit noch stärker gestiegen als in den Jahren zuvor. Laut einer aktuellen Statistik zur Partnerschaftsgewalt registrierten die Behörden im vergangenen Jahr bundesweit 146 655 Fälle, in denen ein aktueller oder ehemaliger Partner Gewalt ausübte oder dies versuchte - ein Anstieg um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wie die Daten des Bundeskriminalamtes zeigen, geht die Gewalt nach wie vor zum überwiegenden Teil von Männern aus. Der Anteil weiblicher Tatverdächtiger ist in den vergangenen Jahren jedoch leicht gestiegen - auf nunmehr 20,9 Prozent.

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH