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Autor Ingo Schulze: «Chance von 1989 wurde nicht genutzt»

Autor Ingo Schulze spricht bei einer Verleihung des Goethepreises. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa/Archivbild
Autor Ingo Schulze spricht bei einer Verleihung des Goethepreises. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa/Archivbild

Schriftsteller Ingo Schulze (57, «Adam und Evelyn», «Die rechtschaffenen Mörder») sieht bei der Wiedervereinigung viele Versäumnisse. Der 3. Oktober sei kein Tag der Vereinigung, sondern nur ein Tag des Beitritts, sagte der in Dresden geborene Autor der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten» (Freitag). Viele Probleme rührten genau daher.

Die Ostdeutschen hätten es nicht fertiggebracht, ihre Probleme erst einmal untereinander zu lösen, um dann mit einem gewissen Selbstbewusstsein in einen Vereinigungsprozess einzutreten, aus dem wirklich etwas Neues hätte entstehen können, sagte Schulze. «Viele Probleme, die in der alten BRD auch schon infrage standen, wurden damit einfach übernommen.» Als Beispiele nannte er die Art und Schnelligkeit der Währungsunion oder der Zwang zur Privatisierung etwa des Gesundheitswesens oder von Grund und Boden. «Wenn man von heute aus zurückblickt, muss man sagen: Wir haben die Chance, die 1989 bot, nicht gut genutzt.»

Es sei höchste Zeit, nicht immer nur die ehemalige DDR zu problematisieren, sondern auch die ehemalige BRD, sagte Schulze: «Was war da gut? Was war da furchtbar? Wo sind wir aus heutiger Sicht falsch abgebogen? Wer verhindert notwendige Veränderungen? Das würde den Weg für einen gerechteren Umgang von Ost und West miteinander ebnen.»

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: Autor Ingo Schulze spricht bei einer Verleihung des Goethepreises. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa/Archivbild