Nach dem angekündigten Wechsel des ehemaligen sächsischen Regierungschefs Stanislaw Tillich (CDU) an die Spitze des Mibrag-Aufsichtsrates wird Kritik laut. Die Entscheidung zeuge von mangelndem politischen Gespür und Anstand, sagte Norman Loeckel von der Organisation Transparency Deutschland am Mittwoch. «Wir brauchen in Sachsen eine Karenzzeit für ehemalige Regierungsmitglieder und Staatssekretäre mit einer ausreichend langen Abkühlphase, um Interessenkonflikte zu vermeiden.»
Die Linke in Sachsen kritisierte vor allem die Personalie selbst. Dass Tillich als «gnadenloser Kohlelobbyist» nun sein Geld mit einem Bergbauunternehmen verdiene, habe schon mehr als «nur ein Geschmäckle», hieß es. Die Entscheidung wirft nach Ansicht der Linken zudem einen Schatten auf die Politik von Tillichs Nachfolger Michael Kretschmer (CDU). Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner forderte Tillich auf, Abstand von der Berufung zum Aufsichtsratschef zu nehmen. «Erst torpediert Stanislaw Tillich wirksameren Klimaschutz, indem er in der Kohlekommission für die Interessen der Kohlelobby streitet», sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). «Danach lässt er sich den Kompromiss auszahlen.»
Das Bergbau-Unternehmen Mibrag hatte am Dienstag die Personalie verkündet. Gemeinsam mit der Geschäftsführung soll sich Tillich laut Mibrag künftig um energie- und klimapolitischen Herausforderungen des Unternehmens kümmern. Tillich war 2017 als Ministerpräsident zurückgetreten und verhandelte anschließend als einer von mehreren Vorsitzenden der Kohle-Kommission den Fahrplan für den Ausstieg mit.
Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH
Bilder: Stanislaw Tillich (CDU). Foto: Jörg Carstensen/Archivbild