Nach seinem knappen Sieg bei der Leipziger Oberbürgermeisterwahl muss sich Burkhard Jung (SPD) aus Sicht eines Polizeiwissenschaftlers stärker um die Randbezirke kümmern. Es gebe in Leipzig «ein klassisches Stadt-Land-Gefälle, komprimiert in einer 600 000-Einwohner-Stadt», sagte Hendrik Träger von der Universität Leipzig. Jung sei in einem innerstädtischen Kern stark gewesen. Aber die Randbezirke, die teilweise vor 20 Jahren erst eingemeindet worden seien, wählten traditionell konservativer. Um deren Anliegen müsse sich der Oberbürgermeister mehr bemühen.
Jung (61) kündigte nach seinem Wahlsieg an, auf alle zugehen zu wollen. «Zur Wahrheit gehört: Wir haben in der Tat eine gespaltene Stadt», sagte der Politiker, der seit 2006 an der Leipziger Rathausspitze steht. Man müsse auf die Menschen zugehen, die offensichtlich Schwierigkeiten damit hätten, dass das linke Lager in Leipzig Vielfalt feiern und leben wolle. «Ich möchte der Oberbürgermeister aller Leipzigerinnen und Leipziger sein», sagte Jung.
Die beiden SPD-Chefs Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans gratulierten ihm zur Wiederwahl: «Nach Hamburg setzt auch Leipzig seine sozialdemokratische Tradition fort - damit geben die Leipzigerinnen und Leipziger nicht nur ein wichtiges Signal für ein gutes soziales Miteinander in ihrer Stadt, sondern auch in unserem Land», teilten sie am späten Sonntagabend mit.
Der langjährige Amtsinhaber hatte die OB-Wahl am Sonntag im zweiten Wahlgang denkbar knapp gewonnen. Er kam auf 49,1 Prozent und lag damit hauchdünn vor seinem Hauptkontrahenten von der CDU, dem sächsischen Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (47,6 Prozent). Die dritte, überparteiliche Kandidatin Ute Elisabeth Gabelmann, kam auf 3,3 Prozent. Jung und Gemkow trennten bei 227 000 abgegebenen nur rund 3300 Stimmen. Die Wahlbeteiligung hatte bei 48,4 Prozent gelegen.
Im ersten Wahlgang vor vier Wochen war Jung noch hinter Gemkow gelandet. Die Kandidatinnen von Linken, Grünen und der Partei Die Partei zogen dann allerdings zurück und unterstützten den SPD-Mann. Der Jurist Gemkow kann indes für sich in Anspruch nehme, das beste Ergebnis eines CDU-Kandidaten in Leipzig bisher erzielt zu haben. Der 41-Jährige kündigte an, sich jetzt voll auf seinen Job als sächsischer Wissenschaftsminister konzentrieren zu wollen.
Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH
Bilder: Burkhard Jung (SPD), Oberbürgermeister von Leipzig. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/ZB