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Elektromobilität - Steinmeier: «Hier wird Zukunft gebaut»

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lächelt. / Foto: Patrick Pleul/dpa
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lächelt. / Foto: Patrick Pleul/dpa

In seinem langen Berufsleben hat Frank Reinhold an einigen Kapiteln Zwickauer Automobilgeschichte mitgewirkt: In den 80er Jahren in der Endmontage des Trabant, später bei Volkswagen Golf und Passat gebaut und dann den Umstieg auf Elektroautos. Dass das Werk in Zwickau Vorreiter bei E-Autos ist, mache ihn sehr stolz, erzählt der 60-Jährige in seiner grau-blauen Arbeitsjacke am Mittwoch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. «So optimistisch waren anfangs nicht alle», räumt Betriebsrätin Kristin Oder ein. Es habe in der Belegschaft große Sorge gegeben, was passiere, wenn sich für die Fahrzeuge keine Käufer fänden.

Für den Auftakt seiner neuen Themenreihe «Werkstatt des Wandels» hat Steinmeier am Mittwoch Zwickau auserkoren und den «Future e-mobility Campus» des Volkswagen-Bildungsinstituts besucht, um unter anderem mit Ausbildern und Lehrlingen über ihre Erfahrungen mit Transformation zu sprechen.

Zwickau als eine Wiege des Automobilbaus in Deutschland hat viel Erfahrung mit Pioniergeist und Umbrüchen. Hier startete der Ingenieur August Horch 1904 die Auto-Produktion, begründete später die Marke Audi, die Teil des seinerzeit zweitgrößten deutschen Autoherstellers, der Auto-Union, wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Zwickau zur Produktionsstätte des Kleinwagens Trabant, der das Straßenbild in der DDR prägte, aber auch ins Ausland verkauft wurde. Mit dem Aus des «Trabi» im Zuge der Wiedervereinigung setzte Volkswagen die Automobiltradition in der Stadt fort. Vor wenigen Jahren avancierte der Standort dann zum Vorreiter bei der Produktion von Elektroautos in dem Weltkonzern. Der letzte Verbrenner lief hier 2020 vom Band.

Bei dem Umstieg hin zu E-Autos spielte nach Angaben des Unternehmens die Aus- und Weiterbildung eine große Rolle. Dabei kam das Bildungsinstitut ins Spiel. 8000 Beschäftigte des Zwickauer Werks wurden den Angaben nach von 2018 bis Ende 2020 auf die Produktion von E-Autos trainiert. Für die Aus- und Weiterbildung gibt es heute an dem Institut Laborhallen etwa zu Hochvolttechnik, alternativen Antrieben und Fahrzeugelektronik. Denn die klassische Autoproduktion wandelt sich, Themen wie Software, Automatisierung und Robotik gewinnen an Bedeutung.

«Zwickau ist ein Ort, an dem Automobilgeschichte geschrieben worden ist», konstatiert Steinmeier. Der Umgang mit Transformation hier könne Vorbild für andere Unternehmen und Branchen sein. Das Entscheidende sei gewesen, die Mitarbeiter teilhaben zu lassen und ihnen umfangreiche Aus- und Weiterbildung anzubieten. «Hier an diesem Standort in Zwickau werden nicht nur Autos gebaut, hier wird Zukunft gebaut.»

Allerdings dürfe Deutschland bei anderen Zukunftsthemen wie Künstlicher Intelligenz nicht den Anschluss verlieren. Schon zu Beginn der Digitalisierung seien Schwerpunkte der Softwareentwicklung in die USA gewandert, erinnerte Steinmeier. Er sehe in Deutschland und der EU aber den Ehrgeiz, Anschluss zu finden und sich neu aufzustellen. Ziel müsse bei neuen Technologien sein, von Anfang an dabei zu sein und nicht erst am Ende aufzuspringen. Er sei zudem fest überzeugt, dass Deutschland mit seiner Tradition der Aus- und Weiterbildung und seinen gut ausgebildeten Menschen alle Voraussetzungen habe, dem sich verändernden Wettbewerb standzuhalten.

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