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Christian Thielemann: «Die Beherrschten machen mir Angst»

Christian Thielemann, Chefdirigent der Staatskapelle. / Foto: Monika Skolimowska/zb/dpa/Archivbild
Christian Thielemann, Chefdirigent der Staatskapelle. / Foto: Monika Skolimowska/zb/dpa/Archivbild

Dirigent Christian Thielemann spricht über laute Opernproben und seine Zeit in Bayreuth

Bei Opernproben darf es aus Sicht von Dirigent Christian Thielemann auch mal laut werden und krachen. «Auf eine gewisse Art finde ich es sogar schön, wenn die Emotionen sich Bahn brechen. Herrlich», sagte der 64-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München. «Und dann sagt man hinterher: So, jetzt habe ich mal richtig Dampf abgelassen. Man ist doch auch nur Mensch. Die Beherrschten machen mir Angst. Immer alles zu unterdrücken, ist nicht ehrlich.»

Thielemann, der noch bis Sommer 2024 Chef der Staatskapelle Dresden ist, steht ein besonderer Sommer bevor: einer ohne die Bayreuther Festspiele, die er als Dirigent und von 2015 bis 2020 auch als Musikdirektor prägte. «Ich muss sagen, so ein Blick von außen auf Bayreuth tut auch mal ganz gut», sagte er. «Jetzt sollen ruhig die anderen ran. Ich finde es sehr gut, dass da mal ganz frische Kräfte am Werk sind.»

Im vergangenen Jahr war der Star-Dirigent, der inzwischen als Nachfolger von Daniel Barenboim an der Berliner Staatsoper im Gespräch ist, wegen eines angeblich sehr rauen Umgangstons bei seiner Arbeit in Bayreuth in die Kritik geraten. «Das war schrecklich», sagte er im dpa-Interview. «Zum Schluss war völlig klar, dass es sich um eine Seifenblase handelte, die schnell zerplatzt ist. Aber da sehen Sie mal, wie hysterisch manche Diskussionen geführt werden.»

In vielen Häusern habe er «grenzwertige Situation mitbekommen, aber nichts von wirklichem Machtmissbrauch», sagte Thielemann. «Das waren eher Probenkrach und Schreiereien.»

Thielemann äußerte sich auch zur künftigen Zusammenarbeit mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden. «Ich bin mit den Dresdnern so innig verbunden, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Man wird aber sehen müssen, wie viel Zeit am Ende übrig bleibt Ich war 14 Jahre dort und 14 oder meinetwegen 15 Jahre sind eigentlich eine Schallmauer.»

«Wenn Sie gehen und die meisten sagen, wie schade das sei, dann ist das doch besser, als wenn man meint: Na ja, war aber doch wirklich auch Zeit, wir brauchen hier frische Luft, der hat sich abgenutzt oder wiederholt sich», sagte Thielemann. Er könne nun allerhand Dinge realisieren, die er vorher nicht habe machen können. «Ich habe gewisse Projekte eben auch wegen der festen Position in Dresden gar nicht umgesetzt.»

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