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Desinfektionsmittel-Schwemme lässt Notruf öfter klingeln

Ein Spender mit Desinfektionsmittel steht vor einer Schule. Foto: Kay Nietfeld/dpa/Symbolbild
Ein Spender mit Desinfektionsmittel steht vor einer Schule. Foto: Kay Nietfeld/dpa/Symbolbild

Deutlich häufiger als sonst üblich haben die Telefone beim gemeinsamen Giftinformationszentrum (GGIZ) in Erfurt wegen Anfragen zu Desinfektionsmittel zuletzt geklingelt. Das sei zunächst nicht überraschend gewesen, teilte Gesine Liebetrau auf dpa-Anfrage mit. Sie ist die stellvertretende Leiterin der für die Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zuständigen Einrichtung. «Grundsätzlich passiert gerade «mehr» mit Desinfektionsmittel, weil «mehr» davon vorhanden ist, aber auch weil in der «allgemeinen Rage» nicht sachgerecht damit umgegangen wird», erklärte Liebetrau.

Bis etwa Mitte August gingen beim GGIZ demnach seit Jahresanfang rund 400 Anrufe ein, bei denen es um Notfälle und Probleme wegen Desinfektionsmitteln ging. In den beiden vorvergangenen Jahren lag die Anrufzahl innerhalb dieses Zeitraums bei etwa 320. 2017 sogar nur bei rund 240. Der deutliche Anstieg ergebe sich aber nur bei Betrachtung der Anrufe aus allen vier Ländern, so Liebetrau.

«Nach Bundesländern aufgedröselt, also bei einer kleineren Stichprobe, ergibt sich dann aber schon nicht mehr so ein einheitliches Bild: Das heißt teilweise ist die Anfragehäufigkeit nahezu gleich beziehungsweise geringer als in den Vorjahren.» Liebetrau betonte allerdings, dass die Zahlen nicht repräsentativ seien. Eine Meldepflicht bestehe nicht.

Sehr gefährlich sei es, Desinfektionsmittel etwa in Lebensmittelbehälter oder Sprühflaschen von Badreinigern umzufüllen. Es bestehe Verwechslungsgefahr, sagte Liebetrau. Auf diese Problematik verweisen auch einige Verbraucherzentralen. Aus Sicht der Verbraucherschützer werden manche Desinfektionsmittel schon von Herstellern in Gefäßen angeboten, die etwa Getränkeflaschen ähneln. Zudem würden kleine Fläschchen in manchen Supermärkten in Regalen neben Kaugummis und Süßigkeiten angeboten.

Auch Zweckentfremdung von Mitteln sei ein gängiger Unfallgrund, zählt Liebetrau auf. So enthalte Flächendesinfektionsmittel oft Substanzen, die bei Anwendung an der Haut reizend bis ätzend sein können. Zudem seien vor allem Kleinkinder durch die Desinfektionsmittel-Schwemme gefährdet. Mittel würden nicht sicher genug aufbewahrt und in der Öffentlichkeit hingen die Flaschen oft in einer für Kinder gefährlichen Höhe, so die Expertin. So komme es etwa häufiger dazu, dass die Kleinen Spritzer in die Augen bekommen.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: Ein Spender mit Desinfektionsmittel steht vor einer Schule. Foto: Kay Nietfeld/dpa/Symbolbild