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Coronavirus bremst öffentliches Leben in Sachsen aus

Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen, nimmt an einer Pressekonferenz teil. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa
Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen, nimmt an einer Pressekonferenz teil. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

Sachsen geht wegen des neuartigen Coronavirus in den Krisenmodus über. Am Freitag ging es Schlag auf Schlag: Immer mehr Theater, Orchester, Museen und andere öffentliche Einrichtungen kündigten ihre Schließung an. So bleiben etwa staatliche Theater und Museen bis zum 19. April dicht, wie das sächsische Kabinett Abend in einer Sondersitzung zur aktuellen Corona-Entwicklung beschloss. Zum Schutz älterer und kranker Menschen sollen Besuche in Kliniken, Alten- und Pflegeheimen deutlich eingeschränkt werden.

Empfohlen wurde den Kommunen außerdem, dass für Veranstaltungen mit einer Teilnehmerzahl von mehr als 75 Menschen eine Anzeigepflicht gelten soll. Weiterhin sind Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern verboten.

In Sachsen hatten sich bis Freitagnachmittag mindestens 77 Menschen mit dem Virus infiziert. «Was vor uns liegt, ist etwas, was die Bundesrepublik so in dieser Form noch nicht erlebt hat», sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Man sei in aber «vor der Lage», betonte er. Eine Situation wie in Italien «darf uns nicht, so etwas wird uns nicht passieren.»

Im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus hat das Kultusministerium vom kommenden Montag an die Schulpflicht aufgehoben und für öffentliche Schulen eine unterrichtsfreie Zeit angeordnet. «Die Schulen bleiben jedoch geöffnet. Das Lehrpersonal ist anwesend, um die Betreuung für alle Schülerinnen und Schüler sicherzustellen», hieß es. Die Kinder könnten aber auch zu Hause bleiben. Anders als andere Bundesländer habe man sich nicht für einen «radikalen Schnitt» entschieden, sondern wolle den Menschen die Möglichkeit geben, sich auf die neue Situation vorzubereiten, sagte Kultusminister Christian Piwarz (CDU).

Eltern sollen sich bis zur Schließung von Schulen auf eine Betreuung ihrer Kinder im häuslichen Umfeld einstellen: Im Laufe der kommenden Woche sollen dann Kitas und Schulen geschlossen werden, mit den Kommunen sei man im Gespräch über eine Notbetreuung vor allem an Grundschulen und Kitas.

Nach Angaben des Kultusministeriums sind die Prüfungen an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen nach derzeitigem Stand nicht in Gefahr. Die ersten Prüfungen beginnen erst nach Ostern. Klassenfahrten ins In- und Ausland müssen bis zum Schuljahresende abgesagt werden. Für Fahrten innerhalb Sachsens gilt diese Frist zunächst bis zu den Osterferien, danach soll neu entschieden werden.

In Leipzig wurde am Freitag bereits das Leibniz-Gymnasium wegen einer bestätigten Covid-19-Erkrankung bis 25. März geschlossen. Alle Schüler sowie das gesamte Lehrer­ und Mitarbeiterkollegium wurden aufgefordert, ab sofort zu Hause zu bleiben.

Mit Schließung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ab Samstag bis vorerst 19. April verliert die Landeshauptstadt Dresden ihren wichtigsten Besuchermagneten. «Alles, was wir tun, tun wir, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Die Situation ist sehr dynamisch und führt dazu, dass wir unsere Entscheidungen jeden Tag neu überdenken», erklärte Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU). Auch die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten in Sachsen empfangen keine Gäste mehr.

Die Stadt Dresden stellte den Veranstaltungsbetrieb gleichfalls bis 19. April komplett ein. Das betrifft unter anderem die Philharmonie, die Staatsoperette, das Theater Junge Generation und das Hellerauer Festspielhauses. Das sei keine Entscheidung, um Panik zu verbreiten, sondern eine Vorsichtsmaßnahme, sagte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke). Auch die Städtischen Bibliotheken Dresden schließen.

In der Dresdner Kreuzkirche wurden etwa die Passionskonzerte am 21. März und 10. April auf nächstes Jahr verschoben, wie die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen mitteilte. Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, appellierte an die Menschen, sich in der Corona-Krise gegenseitig eine Stütze zu sein. «Helfen Sie einander», sagte er laut Mitteilung des Bistums.

Die Stadt Chemnitz schloss alle ihre öffentlichen Einrichtungen zunächst bis zum 13. April, dem Ostermontag. Betroffen sind unter anderem das Theater, die Stadthalle, Museen, der Tierpark und das ‎Wildgatter sowie Schwimmhallen und Sporthallen.

Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden terminierte seine Schließung bis zum 31. Mai. Die geplante Sonderausstellung «Krieg Macht Nation – Wie das deutsche Kaiserreich entstand» soll verschoben werden. Das Deutsche Hygiene-Museum macht bis 19. April dicht, das Verkehrsmuseum in Dresden bis einschließlich 20. April. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sagte die Eröffnung der Internationalen Wochen gegen Rassismus am kommenden Montag ab.

Die Technische Universität Dresden meldete am Freitag den ersten Infektionsfall - ein Doktorand am Center for Molecular and Cellular Bioengineering (CMCB) habe sich bei einer Dienstreise nach Frankreich mit dem Coronavirus infiziert und sei nun in häuslicher Quarantäne. Das Gebäude des CMCB wurde geschlossen, die etwa 500 Mitarbeiter freigestellt.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen, nimmt an einer Pressekonferenz teil. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa