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Ausländische Arbeitskräfte sorgen für Beschäftigungsplus

Eine Frau steht an einem Whiteboard in einem Konferenzraum. / Foto: Annette Riedl/dpa/Illustration
Eine Frau steht an einem Whiteboard in einem Konferenzraum. / Foto: Annette Riedl/dpa/Illustration

Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten haben viele Unternehmen 2022 frei werdende Stellen nachbesetzt und zusätzliche Jobs geschaffen. Viele gingen an Arbeitnehmer mit ausländischen Wurzeln.

Sachsen hat in den letzten Jahren von der Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte profitieren können - wenn auch auf vergleichsweise geringem Niveau. Denn es gibt noch deutliche Unterschiede zu anderen Bundesländern. «Aktuell arbeiten mehr als 112.000 ausländische Staatsbürger im Freistaat. Deren Anteil liegt mit 6,8 Prozent deutlich unter dem deutschen Durchschnitt von 14,1 Prozent. Hier ist noch viel Luft nach oben», sagte Klaus-Peter Hansen, Chef der Regionaldirektion Sachsen in der Bundesagentur für Arbeit, der Deutschen Presse-Agentur.

Hansen zufolge ist Sachsen ein Land, in dem es sich gut arbeiten und leben lässt. Damit das so bleibe, brauche man Zuwanderung - auch zur Finanzierung der Sozialversicherungssysteme. «Denn die inländischen Potenziale werden nicht ausreichen, um die demografischen Altersabgänge der erfahrenen und meist gut qualifizierten Menschen ausgleichen zu können.» Es müssten nicht nur frei werdende Stellen nachbesetzt, sondern auch neue Jobs passend besetzt werden. Neben der Rückgewinnung abgewanderter Sachsen in andere Bundesländer sei die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte eine wesentliche Quelle.

Laut Statistik stammte im März 2022 jeder 15. Arbeitnehmer aus dem Ausland. Aktuellere Zahlen mit Blick auf Staatsangehörigkeiten liegen der Behörde noch nicht vor. Insgesamt waren zum März vor einem Jahr 112 040 Ausländer im Freistaat sozialversicherungspflichtig beschäftigt, Auszubildende nicht eingerechnet. Bemerkenswert sind jedoch die Zuwachsraten. Denn im Jahresvergleich stieg die Beschäftigung ausländischer Mitarbeiter 45 Mal kräftiger als die einheimischer Kolleginnen und Kollegen. Binnen Jahresfrist kamen damals 19 471 sozialversicherungspflichtige Jobs dazu, von denen fast drei Viertel an Ausländer gingen.

Die meisten zusätzlichen Jobs seien durch Menschen aus Polen (plus 3211), Tschechien (1716) und Syrien (1106) besetzt worden, rechnete Behördensprecher Frank Vollgold vor. Zu den Top 10 der Herkunftsländer gehörten ferner Indien, Bulgarien, Rumänien, Afghanistan, Vietnam, die Ukraine und Russland. Mehr als jeder Dritte ausländische Arbeitnehmer in Sachsen stamme aus Polen oder Tschechien. Die meisten Zuwanderer auf dem Arbeitsmarkt seien im Verarbeitenden Gewerbe und in der Logistik untergekommen, aber auch das Gastgewerbe, der Handel, die Kfz-Reparaturbranche und Zeitarbeit spielten eine Rolle. In den meisten Fällen seien Fachkräfte eingestellt worden.

Zugleich verwies die Arbeitsverwaltung auf einen weiteren Befund: Ausländer erhalten meist weniger Geld. Zwar würden derzeit nur Lohndaten für Dezember 2020 vorliegen, dennoch zeige sich ein klarer Trend, hieß es. Demnach lag der sogenannte Medianlohn der damals in Sachsen beschäftigten Ausländer mit einem Vollzeitjob 2075 Euro pro Monat und damit deutlich unter dem Wert der deutschen Kollegen (2794 Euro im Monat). Der Medianlohn bezeichnet bei Vollzeitbeschäftigten das mittlere Bruttomonatsentgelt, bei dem es genauso viele Menschen mit höheren wie mit niedrigeren Einkommen gibt.

«Fachkräftesicherung war bereits früher, ist auch heute und wird morgen noch viel intensiver unser aller Handeln prägen», betonte Vollgold. Die Demografie führe zu einem Rückgang der arbeitsfähigen Bevölkerung von 2020 bis 2030 um etwa 176.000 Frauen und Männer (minus 7,2 Prozent). Es gebe weniger Einsteiger ins Berufsleben als Menschen, die in den Ruhestand gehen. Mit dem vorhandenen Fachkräftepotenzial allein werde man diesen Bedarf nicht decken. Deshalb gelte es noch mehr als bisher, Fachkräfte aus dem Ausland für Sachsen zu begeistern.

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