Die Arbeitslosigkeit in Sachsen ist im August den dritten Monat in Folge gestiegen - und das ungewöhnlich stark. Zuletzt waren fast 123.500 Menschen arbeitslos gemeldet. Das seien etwa 4900 mehr als im Juli und rund 1700 mehr als vor einem Jahr, teilte die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch mit. Die Arbeitslosenquote kletterte von 5,6 auf 5,9 Prozent. Auch sind die Aussichten für die Zukunft getrübt. Es gebe «viele, viele Risiken», sagte der Chef der Regionaldirektion, Klaus-Peter Hansen.
Begründet wurde der Anstieg damit, dass sich viele junge Menschen nach dem Ende von Schule oder Ausbildung zunächst arbeitslos melden. Zugleich seien die Betriebe noch «im Ferienmodus» gewesen, sodass Neueinstellungen oft erst nach den Sommerferien erfolgen, erklärte Hansen. Außerdem hätten sich weitere Kriegsflüchtlinge arbeitslos gemeldet. So werden inzwischen mehr als 23.000 erwerbsfähige Männer und Frauen aus der Ukraine von den Jobcentern und Arbeitsagenturen betreut. Nun gehe es darum, Kinderbetreuung und Sprachkurse zu organisieren, um ihnen die Aufnahme von Jobs zu ermöglichen, hieß es.
Den Angaben zufolge sind Unternehmen bei der Besetzung von Stellen jedoch zurückhaltender geworden. Dazu verwies Hansen auf zahlreiche Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Dabei spiele die Corona-Pandemie weiter eine Rolle, aber auch die Verfügbarkeit und Kosten für Energie sowie Probleme in den Lieferketten. «Das, was der Wirtschaft bevorsteht und den Menschen in den Betrieben, das ist nach wie vor sehr, sehr nebulös», sagte Hansen.
«Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hat einen Dämpfer erhalten, doch der Bedarf an Fach- und Arbeitskräften bleibt hoch», konstatierte Arbeitsminister Martin Dulig (SPD). Er forderte eine vereinfachte Abrechnung der Kurzarbeit bei den aufgelaufenen Corona-Fällen. So würde es Arbeitsagenturen besser in die Lage versetzt, sich auf Qualifizierung, Vermittlung und einen möglichen Anstieg der Kurzarbeit zu konzentrieren.
Die Kurzarbeit selbst war zuletzt weiter gesunken. Im Mai waren laut Regionaldirektion rund 22.500 Menschen in 3100 Betrieben in Sachsen betroffen. Das seien deutlich weniger als noch einen Monat zuvor, hieß es. Derweil sind zum Start ins neue Ausbildungsjahr noch knapp 3500 Jugendliche unversorgt. Zugleich gibt es noch etwa 7500 freie Ausbildungsstellen. Wer noch nichts gefunden habe, solle rasch einen Termin bei der Jugendberufsagentur oder dem Berufsberater machen, mahnte Hansen. Es sei noch nicht zu spät, eine Ausbildung zu starten.
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