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Autozulieferer GKN schließt Werk in Zwickau

Am Mittwochnachmittag habe die Geschäftsführung die Belegschaft über Schließungspläne für den Standort im Ortsteil Mosel informiert. Betroffen seien mehr als 800 Mitarbeiter. / Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Am Mittwochnachmittag habe die Geschäftsführung die Belegschaft über Schließungspläne für den Standort im Ortsteil Mosel informiert. Betroffen seien mehr als 800 Mitarbeiter. / Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Der Automobilzulieferer GKN Driveline will sein Werk in Zwickau mit mehr als 800 Beschäftigten auf absehbare Zeit schließen. Der Standort im Ortsteil Mosel sei auf Dauer nicht mehr zu halten, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Geplant sei, ab der zweiten Jahreshälfte die Produktion an andere Standorte zu verlagern. Dafür sei ein Zeitraum von zwei Jahren vorgesehen. Die IG Metall warf dem Unternehmen, das in Deutschland weitere Standorte in Offenbach, Kiel und Trier hat, vor, Produktion scheibchenweise nach Osteuropa zu verlagern. Die Gewerkschaft kündigte Widerstand gegen die Pläne an.

«Eine drohende Schließung des Standorts geistert schon länger durch Mosel», sagte Betriebsratschef Jörg Kirsten. «Jetzt ist es allerdings kein Gespenst mehr, sondern Realität.» Es sei bitter für die Beschäftigten, «dass ihre Arbeitsplätze dem Profit geopfert werden sollen». «Denn während das Werk in Mosel dichtgemacht werden soll, zieht der Konzern an anderer Stelle eine neue Fertigung hoch.»

Das Unternehmen stellt in Mosel Gelenkwellen für Autos her. Begründet wurde der Schritt zur Schließung mit strukturellen Veränderungen in der Automobilindustrie. Vor diesem Hintergrund werde die Auslastung des Werks in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen. Angesichts sinkender Preise und steigender Kosten sei es nicht möglich, eine Lösung für den Erhalt des Standortes zu finden. Für die Beschäftigten solle das Ganze «so sozialverträglich wie möglich» ablaufen, hieß es. Dazu werde es rasch Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern geben.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) rief das Unternehmen dazu auf, die Entscheidung zu überdenken. Die Pläne seien ein «Rückschlag» für das Automobilland Sachsen. Dass es für die Produkte von GKN einen Absatzmarkt gebe, zeigten die Pläne, ein Werk in Ungarn aufzubauen. «Warum der Standort in Sachsen aus Sicht der westdeutschen Geschäftsführung nicht erhalten werden kann, wird zu überprüfen sein», so Dulig.

Der Trend hin zur Elektromobilität bringt auch der Zulieferindustrie nicht nur in Sachsen einen tiefgreifenden Umbruch. Ein Elektromotor zum Beispiel benötigt weit weniger Bauteile als ein konventioneller Motor. Manch Zulieferer muss sich daher umstellen, weil die von ihm produzierten Teile immer weniger gebraucht werden. Darüber hinaus kämpft auch die Zulieferbranche mit gestiegenen Energiekosten. Beim Automobilkongress im Herbst in Zwickau war von einer verheerenden Situation die Rede. Für viele Unternehmen rechne sich die Produktion nicht mehr, hieß es von Branchenexperten.

«Wir fordern die Unternehmensführung von GKN Driveline auf, die Standorte fit zu machen für die Zukunft und die Beschäftigung zu sichern», sagte IG Metall-Bezirksleiterin Irene Schulz. Die Entscheidung sei ein Schlag ins Gesicht für alle Kolleginnen und Kollegen von GKN Driveline in ganz Deutschland. «Seit über vier Jahrzehnten produzieren die Beschäftigten in Mosel hochwertige Teile für die Autoindustrie. Sie haben eine Zukunftsperspektive statt dem Aus für ihren Betrieb und ihre Stellen verdient.»

Das Werk war bereits zu DDR-Zeiten 1981 gegründet worden und befindet sich in Zwickau direkt neben der Autofabrik von Volkswagen. «Die gesamte Region ist nun aufgefordert, gegen diese Standortschließung zu protestieren», sagte Benjamin Zabel von der IG Metall Zwickau. «Wir werden nun auf einer Mitgliederversammlung über den Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze beraten und anschließend den Arbeitgeber mit unseren Forderungen konfrontieren.»

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