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Warum Zoos manchmal eigene Tiere verfüttern

Zootiere bekommen auch tote Tiere zum Fraß vorgesetzt. (Archivbild) / Foto: Ludìk Peøina/CTK/dpa
Zootiere bekommen auch tote Tiere zum Fraß vorgesetzt. (Archivbild) / Foto: Ludìk Peøina/CTK/dpa

Viele Zoobesucher sind schockiert, wenn Tiere gut erkennbar tote Tiere zum Fraß vorgesetzt bekommen. Manchmal stammen sie aus eigener Zucht. Wie die Zoos diese umstrittene Fütterung erklären.

Mehrfach am Tag werden Zoo-Bewohner mit Fleisch gefüttert. Ob etwa Löwen, Schlangen oder Greifvögel: Manche Tiere ernähren sich vor allem davon. Aber warum verfüttern Zoos manchmal auch tote Tiere aus eigener Züchtung? 2014 etwa löste der Kopenhagener Zoo weltweit Entsetzen aus, weil er eine gesunde Giraffe getötet und verfüttert hatte.

Ein Zebra-Hengst für Leipzigs Löwen

Leipzigs Zoodirektor Jörg Junhold hatte es vor zwei Jahren als «geübte Praxis» bezeichnet, dass ein Tier, das nicht in anderen Zoos untergebracht werden kann, getötet und verfüttert wird. Zuvor war ein 15 Jahre alter Zebra-Hengst vor Besucherinnen und Besuchern an Löwen verfüttert worden. 

«Bei uns werden jeden Tag tote Tiere an andere Tiere verfüttert», berichtet die Sprecherin des Leipziger Zoos, Maria Saegebarth, der Deutschen Presse-Agentur. 

Truthahn für die Sumatra-Tigerin in Halle

Auch im Bergzoo in Halle ist das so. Jüngst wurde dort ein eigener Truthahn geschlachtet und an Sumatra-Tigerin Lara verfüttert. Der Zoo teilte auf Nachfrage mit, man habe sich für das Schlachten eines männlichen Truthahns entschieden, da nicht alle Vögel den Regeln entsprechend vor der Vogelgrippe hätten geschützt werden können. 

Die Geflügelpest, auch Vogelgrippe genannt, ist eine bei vielen Vogel- und Geflügelarten häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Bundesweit hatte sie sich jüngst rasant ausgebreitet. Viele Landkreise hatten deshalb eine Stallpflicht verhängt. 

«Männliche Truthähne müssen aber alle einzeln eingestallt werden, weil sie sich untereinander sonst nicht vertragen», erklärte die hallesche Zoosprecherin Martina Paulsen. Das sei so nicht möglich gewesen. Deshalb sei das Tier geschlachtet worden.

In der Vergangenheit habe es einen solchen Fall im Bergzoo Halle noch nicht gegeben, so Paulsen. Für die Zukunft seien solche Schlachtungen allerdings nicht auszuschließen. «Das ist dann aber ein wirklich sehr seltenes Ereignis.»

Magdeburg kann Geflügel unterbringen

Im Zoo in Magdeburg seien bisher noch keine eigenen Tiere verfüttert worden, sagte Zoosprecherin Regina Jembere. Auch wenn in einigen Teilen Deutschlands Tausende Wildvögel an Vogelgrippe gestorben seien, werde derzeit nicht über Schlachtungen von Geflügel nachgedacht. «Wir haben etliche Vogelarten, die in Häusern unterkommen können. So können sie auch die Besucherinnen und Besucher sehen», sagte Jembere. 

Rind und Kaninchen für die Bergzoo-Geier

Im Bergzoo Halle leben einige Tiere, die mit toten Tieren gefüttert werden, weil sie Fleischfresser sind, erklärte Paulsen. Zwei Löwen, ein Tiger und mehrere Geier bekämen zum Beispiel am Wochenende Rindfleisch von Schlachtungen aus der Umgebung. Dabei handle es sich um ältere Tiere. 

Außerdem würden die Großkatzen pro Woche mit drei Kaninchen, drei Hühnern und zusätzlich mit einem Kilo Fleisch in Form von Lockstückchen gefüttert, so Paulsen. Kleine Futtertiere wie Kaninchen, Hühner, Mäuse, Ratten, Küken und Meerschweinchen kämen vom spezialisierten Futtermittelhandel und würden unter anderem an Eulen, Adler und Erdmännchen verfüttert. Der Zoo beherbergt auch Fischesser, wie Riesenotter und Pinguine. «Unser Krokodil bekommt einmal pro Woche Fisch und einmal pro Woche Fleisch», so Paulsen.

Peta: Zoos behandelten Ziere «wie Wegwerfware»

Das Fleisch zooeigener Tiere oder für die Ernährung gehaltener Tiere zu verfüttern, sei aus Tierrechtssicht gleichermaßen problematisch, sagte Yvonne Würz von der Tierrechtsorganisation Peta. «Denn die zur Schau gestellten Tiere haben grundsätzlich überhaupt nichts in Gefangenschaft zu suchen.» 

Indem Zoos aber beispielsweise getötete Zebras als Nahrung für andere Tiere nutzen, würden sie versuchen, ihr «skrupelloses» Vorgehen nach außen als wirtschaftlich sinnvolle Lösung zu verkaufen, so Würz. Zoos würden Tiere «wie Wegwerfware» behandeln, so die Tierrechtlerin.

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