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Erst arbeitslos, dann erfolgreiche Unternehmerin, jetzt anderen helfen

So, erstmal Klaviermusik an, dann die Aufzeichnungen vom Interviewtermin nehmen und wirken lassen. Manches ist kaum noch lesbar, aber ein Rest Erinnerungsvermögen ist noch vorhanden. :-)

90 Minuten Interview waren geplant, ein 105 Minuten langes und inspirierendes Gespräch ist es geworden. Frau Klein, das Gesicht von Saxonia Systems und Initiatorin der Hope Gala in Dresden, trinkt ihren Kaffee "schnörkelfrei" ohne Milch. Viola Klein ist vor allem eins, eine 24h-Netzwerkerin, die liebt was sie tut. Warum? Bevor wir richtig ins Gespräch kamen, hatte sie schon fünf Kontaktempfehlungen übergeben. „Ein gutes Netzwerk schadet nur dem, der es nicht hat“, sagt Viola Klein. Tatsächlich ist es so, dass große Netzwerke – egal ob privat, beruflich oder in Kombination – eine Gewisse Sicherheit mit sich bringen.

Doch jetzt spulen wir erstmal ein wenig zurück, denn so gut wie es Viola Klein heute geht war es nicht immer. Nach der Geburt ihres Sohnes im Jahr 1988 und einem Jahr Babypause, war die ehemalige Leiterin einer Kindertagesstätte, aufgrund eines Einstellungsstopps kurz nach der Wende, „die erste Arbeitslose“ in Dresden. Ein Tiefschlag, von dem Sie sich aber relativ schnell wieder erholte. „Ich wollte nicht arbeitslos sein, ich musste etwas tun“, sagte sie sich und begann kurz darauf eine Tätigkeit in einem Heim für Schwerbehindert, später in einem Frauenprojekt.

Kurz darauf im Jahr 1991 begann Sie als Assistentin der Geschäftsführung für einen privaten Bildungsträger, kümmerte sich um die Lehrgangsorganisation, den Vertrieb und stellte sehr schnell fest, dass sie „dafür keinen Chef benötigt“. Die Unternehmerin Viola Klein und die erste Firma Saxonia Bildungsträger waren geborgen.

Lieber 50 Prozent von wenig, als alles von gar nichts!

Ebenfalls nach der Wende gründetet Andreas Mönch eine IT-Firma mit vier Kommilitonen (Mitstudenten), irgendwie ein klassisches StartUp. Viola Klein und er kannten sich damals noch nicht. Ein gemeinsamer Bekannter brachte sie zusammen, weil er der Meinung war, dass hier Synergien entstehen könnten – und die entstanden auch. „Lieber 50 Prozent von wenig, als alles von gar nichts!“ war die Denkweise von Andreas Mönch und gründete gemeinsam mit Viola Klein 1994 Saxonia Systems. Die Rollen waren schnell klar. Sie ist die Außenministerin im Vertrieb und er der Innenminister, der sich um die Softwareentwicklung kümmert.

Heute beschäftigt Saxonia Systems 240 feste und rund 60 freie Mitarbeiter und macht über 30 Millionen Euro Umsatz im Jahr. In Dresden sitzt das Unternehmen im alten Ortsamt am Fritz-Förster-Platz, direkt zwischen TU und HTW Dresden. Da liegt die Frage nahe, ob die vorbeilaufenden Informatikstudenten bei beim Immobilienkauf eine Rolle spielten. Und natürlich „macht es für ein Unternehmen Sinn, dass einen die Studenten sehen, wenn sie zur Mensa gehen“, sagt sie. Viola Klein war aber auch schon vorher sehr aktiv auf dem Campus. Neben dem alljährlichen Saxonia Sommerfest, hat sie auch den „Professoren Stammtisch“, den es bis heute gibt, ins Leben gerufen. Eine Netzwerkveranstaltung zum Wissensaustausch zwischen den Fachbereichen.

Kurz nach dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise und der Qimonda-Pleite im Jahr 2009 brachen 40 Prozent des Umsatzes weg. Durch einen gut überlegten Umbau und Eigenkapital von Viola Klein und Andreas Mönch, konnte das alte Umsatzniveau nach 3 Jahren wieder erreicht werden und es musste kein Mitarbeiter gehen.

Viola Klein hat im Geschäftsleben alles erreicht, ist mittlerweile aus dem operativen Geschäft bei Saxonia Systems ausgestiegen und als Aufsichtsrätin aktiv. Wer Frau Klein kennt, weiß aber, dass diese Frau nicht „Nichts tun“ kann.

Von einer Idee zur größten Einzelspenderin

Seit mittlerweile 12 Jahren veranstaltet sie die Hope-Gala in Dresden. Eine Benefizveranstaltung für Südafrika, die HIV-infizierten Müttern und stark HIV-gefährdeten Kindern Hoffnung auf ein langes Leben geben soll. Die Hope-Stiftung ist weltweit aktiv. Frau Klein hat es mit der Gala in Dresden aber geschafft zur größten Einzelspenderin zu werden, „was natürlich niemals ohne die Unterstützung der tollen Sponsoren, Spender und Gäste der Gala-Veranstaltung möglich wäre“, erklärt sie.

Einmal im Jahr fliegt Viola Klein nach Kapstadt, um sich selbst ein Bild zu machen und natürlich um ihr Patenkind Natalia (Bild unten) zu besuchen. Auf ein Projekt ist sie besonders stolz, weil es mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit von unter 2 Prozent nicht sehr viel Hoffnung gemacht hat. Dennoch konnten durch das an der Universitätsklinik Stellenbosch durchgeführte Verfahren und einen speziellen Medikamenten-Mix sehr viele ungeborene Kinder davor bewahrt werden, die HI-Viren ihrer Mutter zu übernehmen. Die Wahrscheinlichkeit der Kindesinfektion durch die Mutter konnte innerhalb von nur 4 Jahren von 70 auf 7 Prozent gesenkt werden. Diesen Kindern wird so ein gesunder Start ins Leben ermöglicht.

„Das Projekt in Südafrika ist eine Herzenssache und erdet ungemein“, sagte Viola Klein, irgendwie ergriffen. Glücklich zeigt sie ein kleines Geschenk, das sie von ihren Mitarbeitern in Kapstadt erhalten hat. Einen stolzen Löwen, der aus kleinen Perlen und Draht gefertigt wurde – typische Kunst aus den Townships von Südafrika.

Mit der Hope-Gala hilft Viola Klein nicht zur in Südafrika, sondern gleichzeitig ihrer Heimatstadt Dresden, die dadurch einen weiteren positiven Imagebaustein besitzt. „Dresden hat durch Pegida einen wahnsinnigen Schaden genommen, nicht nur im Tourismus, auch viele dringend benötigte Fachkräfte entscheiden sich gegen die Stadt, was langfristige Folgen haben wird“, erklärt sie nachdenklich.

Gespräch führte: Thomas Wolf
Bilder: Viola Klein / Thomas Wolf