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Wer nicht trifft, kann nicht gewinnen: Aue taumelt abwärts

Aues Torwart Philipp Klewin reagiert nach dem Gegentor zum 0:2. / Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Aues Torwart Philipp Klewin reagiert nach dem Gegentor zum 0:2. / Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

In Aue kann man es bald nicht mehr hören: Wieder gut gespielt, wieder verloren. Vor allem: Wieder nicht getroffen. Sollten die Sachsen tatsächlich absteigen, liegt es in erster Linie an der mangelnden Chancenverwertung. Und die hat mit Qualität und Psyche zu tun.

War es das nun, FC Erzgebirge Aue? Die 0:3-Niederlage der «Veilchen» am Freitagabend gegen den Karlsruher SC tat dem Team von Trainer Pavel Dotchev sehr weh. Vor allem auch deshalb, weil sie ein Spiegelbild der gesamten Saison darstellte, was Dotchev auf einen Nenner zusammenfasste: «Mit dem Gegentor brach die Mannschaft zusammen. Die Mutlosigkeit übertrug sich von Spieler zu Spieler. Mit dem 0:1 war das Spiel entschieden.»

Was die Partie in jedem Fall zeigte: Der FC Erzgebirge ist Zweitliga-tauglich, wenn man die Effizienz des Angriffs einmal außen vor lässt. Wie die Sachsen 50 Minuten lang den KSC bespielten, wie sie gegen ihn verteidigten, ihn mit verschiedenen taktischen Mitteln erst gar nicht in seinen Rhythmus kommen ließen, wie sie ihn unter Druck setzten und Torchancen kreierten, war sehenswert und hatte Niveau.

Doch was nützt es, wenn man keine Tore markiert? Klar: Der FC Erzgebirge war in der 2. Bundesliga noch nie eine Torfabrik. 49 Treffer in 34 Spielen, also ein Schnitt von 1,44, waren in den Spielzeiten 2004/2005 und 2007/2008 Vereinsbestwert. In den vergangenen beiden Spielzeiten traf man immerhin noch 46 beziehungsweise 44 Mal. Aber da hatte man auch noch Florian Krüger und Pascal Testroet. Die beiden Stürmer garantierten im sehr starken Zusammenspiel die nötigen Treffer. Ohne sie - Krüger hatte eine Ausstiegsklausel und wechselte in die Bundesliga zu Arminia Bielefeld, Testroet war vom neuverpflichteten Trainer Aljaksej Shpileuski nicht mehr erwünscht und schießt jetzt Tore für Liga-Konkurrent SV Sandhausen - geht gerade nichts. 22 Mal trafen die «Veilchen» in 26 Spielen. Viel zu wenig, um Punkte zu holen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass man über acht Stürmer verfügt.

Ein Lehrstück in Sachen Effizienz erhielten die Auer Spieler vom KSC. Drei Mal tauchten die Gäste gefährlich vor dem Tor von Martin Männel-Ersatz Philipp Klewin auf, drei Mal trafen sie. Was Ben Zolinski im MDR mit den Worten beschrieb: «Dass Karlsruhe mit Philipp Hofmann vorn einen Qualitätsspieler hat, der aus Scheiße Gold macht, wussten wir. Seine Chance hat er wieder genutzt.»

«Ich bin mir sicher, dass wir noch Spiele gewinnen werden und Punkte holen», sagte Dotchev nach dem KSC-Spiel trotzig, fügte aber auch an: «Wofür diese dann reichen, kann ich nicht sagen.» Das hängt auch mit der Psyche seiner Spieler zusammen. Dass das Team nach dem Rückstand auseinander fiel, jeder nur noch sein eigenes Spiel spielte, nahm Dotchev erschrocken zur Kenntnis. «Das glaubte ich überwunden», sagte er und begründete es: «Ich versuche, so wenig wie möglich zu rotieren, den Spielern damit Selbstvertrauen zu geben. Das hatte zuletzt ja auch Erfolg. Insofern war ich über den Rückfall in alte Muster sehr überrascht.» Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. «Wir werden mit Anstand weiterspielen und kämpfen», sagte der Coach. Alles andere wären keine Auer Tugenden.

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