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Viel Zuspruch für Handballer Krzikalla: «Bin happy und frei»

Leipzigs Lucas Krzikalla auf dem Feld. / Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
Leipzigs Lucas Krzikalla auf dem Feld. / Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Als einer der ersten Mannschaftssportler aus Deutschlands Profiligen macht Handballer Lucas Krzikalla seine Homosexualität öffentlich. Für ihn «einer der wichtigsten Schritte in meinem Leben» - für den er viel Zuspruch bekommt.

Das Coming-out des schwulen Handball-Profis Lucas Krzikalla hat ein durchweg positives Echo gefunden und Hoffnungen auf einen normalen Umgang mit dem Thema Homosexualität im Sport genährt. «Sein Outing zeugt im besten Sinne des Wortes von einem gesunden Selbstbewusstsein. Und ich hoffe sehr, dass solch ein Schritt in unserer Gesellschaft in absehbarer Zeit einfach als sehr normal angesehen wird, denn es geht immer um den Menschen», sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann.

Als erster aktiver deutscher Mannschaftssportler in einer der vier großen Profiligen hatte Krzikalla am Wochenende in mehreren Interviews seine Homosexualität öffentlich gemacht und dafür viel Zuspruch erhalten. «Ich muss das erst einmal verarbeiten. Ich bin happy, sehr aufgeregt, glücklich und frei», sagte der 28-Jährige vom SC DHfK Leipzig der Zeitung «Welt».

Unter einem Foto des Handballers und seines Partners auf Instagram äußerten zahlreiche Sportler ihren Respekt und ihre Unterstützung. Nationalspieler Philipp Weber schickte ein Herz, Hans Lindberg von den Füchsen Berlin schrieb neben einer Regenbogenfahne «Respekt» und Torwart Domenico Ebner von der TSV Hannover-Burgdorf wünschte «ganz viel Liebe für euch beide». Weitere Gratulanten waren unter anderem Handball-Ikone Stefan Kretzschmar, der langjährige Nationaltorwart Silvio Heinevetter und HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann, berichtete Krzikalla. Auch mehrere Fußball-Nationalspielerinnen hätten sich gemeldet.

Seine Homosexualität öffentlich zu machen sei «einer der wichtigsten Schritte in meinem Leben.» Die Botschaft ist klar. «Die Sexualität, wer wie leben will, muss einfach egal sein - in jedem Beruf. Und damit sich endlich etwas ändert, müssen wir Profisportler jetzt auch selbst etwas unternehmen. Die Veränderung muss auch von innen kommen, aus dem Sport selbst», begründete Krzikalla in einem Interview der «Welt am Sonntag» sein Coming-out und betonte: «Heute kann ich es hier ganz klar sagen: Ich bin schwul, ich habe einen Freund, den ich liebe, und ich bin sehr glücklich darüber.»

Unterstützt wird Krzikalla auch von seinem Verein. «Ich hoffe, dass dieser Schritt dazu beiträgt, dass man sich in Zukunft darüber gar keine Gedanken mehr machen muss, und dass viele Leute dem Beispiel folgen», sagte der Leipziger Teammanager Karsten Günther im Sportradio Deutschland.

Wie Familie, Freunde und Teamkollegen wusste Günther schon längere Zeit Bescheid und hatte Krzikalla vor knapp einem Jahr angeboten, dessen Freund auf die «Spielerfrauen-Liste» zu schreiben. «Ich habe mich wirklich sehr über das Gespräch gefreut und darüber, dass Chris so herzlich aufgenommen wurde, auch von allen Spielerfrauen», berichtete Krzikalla. Günther sagte dem MDR: «Das war am Ende ein sehr emotionaler und befreiender Moment, da hatten wir auch beide ein Tränchen im Auge.»

Krzikalla hofft nun darauf, dass andere Sportler seinem Beispiel folgen. «Ich weiß allein von fünf Handballspielern in der ersten und zweiten Liga, die es vielleicht innerhalb der Mannschaft erzählen, aber Angst haben, mit einem Coming-out ihrer Karriere zu schaden», sagte er.

Für Krzikalla ist dies nachvollziehbar, gebe es gerade im Profisport doch auch viele Vorurteile. «Es gibt so viele Vorbehalte: Schwule seien zu verweichlicht für den harten Kontaktsport, sie seien weniger stark als Heterosexuelle. Die Leute wollen Muskeln, Härte, Löwenschreie, Abklatschen. Sie wollen - despektierlich gesagt - keinen Tuntensport», sagte er.

Kritik äußerte Krzikalla an der Aussage des früheren Fußball-Nationalspielers Philipp Lahm, der Fußballern von einem Coming-out abgeraten hatte. «Das finde ich total daneben. Wir Sportler sind Vorbilder für viele, wir sind es, die etwas bewegen können», betonte er und appellierte: «Nach Jahren der Diskriminierung haben wir, wenn wir alle den Mut haben, jetzt die Chance, tatsächlich ein für alle Mal etwas zu ändern. Jedes Coming-out ist eine große Befreiung.»

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