Bei der Seelsorge in Sachsen stehen die Telefone nicht still. Im vergangenen Jahr registrierten die Träger für dieses Angebot 44.272 Anrufe und knapp 2.000 Chats. Die meisten Anfragen hatte die Ökumenische Telefonseelsorge Dresden (9.575), gefolgt von der Telefonseelsorge Oberlausitz (8.372) und der Telefonseelsorge Vogtland (7.671). Das geht aus einer Antwort des Sozialministeriums auf eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Susanne Schaper (Linke) im Landtag hervor.
Wer in einer akuten Lebenskrise steckt, braucht Hilfe
«Sachsen gehört zu den Bundesländern mit den höchsten Suizidraten», sagte Schaper. Wer in einer akuten Lebenskrise stecke oder schlimme Probleme allein nicht lösen könne, brauche direkte Hilfe. «Leicht zugänglich, nötigenfalls anonym und schon weit bevor suizidale Gedanken aufkommen», betonte sie. Telefonseelsorge, Kinder- und Jugendtelefon sowie das Elterntelefon werden stark nachgefragt. Sachsens Regierung müsse diese Hilfsangebote dauerhaft sichern. «Der öffentliche Gesundheitsdienst muss ausgebaut werden, damit er seine Präventionsangebote verstärken kann.»
Einsamkeit und Depression oftmals Grund für Anruf
Nach Angaben des Sozialministeriums gibt es keine statistischen Angaben zur Dauer und zum Grund der Gespräche. In den Sachberichten der Träger würden jedoch Hauptgründe wie Einsamkeit und Isolation, psychische Erkrankungen, depressive Stimmungen und emotionaler Stress genannt. Auch schlechtes körperliches Befinden, Spannungen in der Familie, Ängste, Probleme mit den Nachbarn und Suizidgedanken spielten eine Rolle.
Schaper hält für viele Schwierigkeiten eine politische Lösung für denkbar. «So betreffen Einsamkeit und Isolation bei weitem nicht nur ältere Menschen, sondern in hohem Maße auch Jüngere. In Sachsen gibt es noch keine tiefe Auseinandersetzung damit, Daten und eine Handlungsstrategie fehlen.» Die Regierung müsse den Zusammenhalt stärken.
Linke schlagen «Plauderbänke» als Begegnungsort vor
Begegnungsorte müsse allen zugänglich sein. «Geselligkeit hängt bisher oft vom Geldbeutel ab – auch deshalb kämpfen wir gegen Armut. Ein einfaches Mittel wären auch Plauderbänke: Wer sie nutzt, signalisiert den Wunsch, ins Gespräch zu kommen», betonte die Linke-Politikerin. Außerdem lohne sich die Förderung des Ehrenamts, sodass Betroffene sich gegenseitig helfen können.
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