Im Darknet sind Login-Daten von zahlreichen deutschen Landtagsabgeordneten aufgetaucht - auch von Abgeordneten aus Sachsen. Wie das Schweizer IT-Unternehmen Proton mitteilte, fand es bei einer Recherche die Zugangsdaten für zahlreiche Anwendungen von 241 deutschen Landtagsabgeordneten. Die betroffenen Politikerinnen und Politiker nutzten ihre offiziellen E-Mail-Adressen dabei unter anderem, um Konten auf Webseiten wie Dropbox, LinkedIn oder Adobe anzulegen.
Auch sächsische Abgeordnete betroffen
Am stärksten waren Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Bremen betroffen, wo laut dem Unternehmen die Daten von mehr als der Hälfte der Abgeordneten auffindbar sind. Auch von Mitgliedern des sächsischen Landtags sind Daten entdeckt worden, allerdings ist der Anteil deutlich geringer. Bei einer Recherche der Deutschen Presse-Agentur sind die offiziellen E-Mail-Adressen von etwa 8 Prozent der Abgeordneten in Datensätzen aufgetaucht. Mit den Adressen sind etwa Konten bei Social-Media-Accounts, Google, und Dropbox verknüpft.
Der digitalpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Frank Kromer, sieht dies als Mahnung und Erinnerung, nicht nachlässig zu werden. «Datensicherheit ist nichts, was man outsourcen kann – jeder Einzelne ist in der Verantwortung», sagte er. Er empfehle nicht nur Abgeordneten das regelmäßige Ändern von Passwörtern. «Das ist extrem wichtig!» Kromer wies auch auf die Bedeutung der Wahl sicherer Passwörter mit einer Kombination von großen und kleinen Buchstaben, Zahlen sowie Sonderzeichen hin.
IT-Unternehmen: nur Spitze des Eisbergs
«Passwörter und E-Mail-Adressen, die im Darknet auftauchen, sind nur die Spitze des Eisbergs», sagt Eamonn Maguire vom Schweizer IT-Unternehmen Proton. «Sie sind häufig nur der erste Schritt eines viel größeren Risikos, bei dem auch andere, weitreichendere Daten in die falschen Hände geraten können.» Wenn Daten im Darknet veröffentlicht werden, bedeute das, dass sie von Hackern gestohlen wurden und in illegalen, anonymen Online-Bereichen auch zu böswilligen Zwecken genutzt werden können.
Zusammen mit dem Cybersecurity-Unternehmen «Constella Intelligance» hatte Proton das Darknet nach den Abgeordnetendaten durchsucht. Die Recherche ist Teil einer größeren Analyse, die das Unternehmen bereits unter anderem mit Daten aus dem EU-Parlament und mehreren europäischen nationalen Parlamenten durchgeführt hat.
Das Darknet ist ein verborgener Teil des Internets, der nur mit spezieller Software erreichbar ist und weitgehende Anonymität bieten soll. Die technische Funktionsweise des Darknets macht Ermittlungen für Behörden besonders herausfordernd sowie personal- und zeitintensiv. Kriminelle nutzen es daher häufig für den Handel von Drogen, Waffen, Kinderpornografie oder eben den Handel mit gestohlenen Anmeldedaten.
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