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Nacht-Experte soll Leipziger Clubs vor Verdrängung schützen

Skadi Jennicke (Linke), Kulturbürgermeisterin der Stadt Leipzig, spricht mit Steffen Kache. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Skadi Jennicke (Linke), Kulturbürgermeisterin der Stadt Leipzig, spricht mit Steffen Kache. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Leipzig ist bekannt für seine Clubs - und hat ab sofort einen besonderen Fürsprecher. Nils Fischer ist der erste Fachbeauftragte für Nachtkultur. Bei seiner Ernennung sagte er, was er nicht sein möchte und was für ihn wichtig ist.

Nachtbürgermeister sind mittlerweile nicht mehr ungewöhnlich in Deutschland - die neu geschaffene Stelle des Fachbeauftragten für Nachtkultur in Leipzig soll sich von ihnen jedoch abheben. So sieht es zumindest Nils Fischer (29), der am Mittwoch in Leipzig in dieses Amt eingeführt wurde. «Ich will kein Nachtwächter sein und mich nicht nur um Lärmbeschwerden kümmern», sagte Fischer bei seiner Vorstellung am Mittwoch.

Er wolle ab Oktober für die Nachtszene Ansprechpartner sein und im wachsenden Leipzig dafür sorgen, dass die Clubs nicht durch Baumaßnahmen verdrängt würden. Passend dazu stellte er sich im Traditionsclub Distillery vor - der an das Gleisdreieck umziehen soll. Als wichtige Themen sieht Fischer auch die Öffnungsperspektiven der in der Corona-Pandemie stark gebeutelten Clubs.

Unter 119 Bewerberinnen und Bewerbern setzte sich Fischer nach Angaben der Stadt durch. Seine Stelle ist beim Kulturamt angesiedelt. Er soll aber auch Kontakt zu anderen Behörden wie dem Ordnungsamt halten. «Es ist wichtig, dass Sie die Eigenlogik der Stadtverwaltung verstehen», sagte Leipzigs Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke (Linke). Fischer erfülle diese Bedingung und kenne die Zwänge einer Stadt - er arbeitete nach seinem Studium an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zuletzt im Kultur-Fachbereich der Saale-Stadt.

Im Unterschied zu anderen Nachtbürgermeistern, die es etwa in Mannheim oder Osnabrück gibt, soll Fischer in Leipzig als Teil einer Doppel-Spitze mit dem neugegründeten «Nacht-Rat» zusammenarbeiten. In diesem Gremium sind etwa Club-Verbände, aber auch zivilgesellschaftliche Initiativen gegen sexualisierte Gewalt und als beratendes Mitglied die Polizei vertreten.

Zurzeit arbeitet der Rat ehrenamtlich, demnächst soll jedoch auch eine hauptamtliche Stelle geschaffen werden. «So sieht es unser Konzept vor, das wir 2019 der Stadt übergeben haben», sagte Alexandra Vogel vom «Nacht-Rat». Auch die Idee zur Stelle des Fachbeauftragten für Nachtkultur geht demnach auf die Initiative der Akteure zurück.

Wenn die Corona-Beschränkungen es zulassen, will Fischer die Clubs demnächst auch im Nachtbetrieb besuchen. Seine liebsten Musikrichtungen? «Techno und Elektro, bei guten Konzerten aber auch gerne Punk und Hardcore.»

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH