Für Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sind baldige Lockerungen der Corona-Regeln vertretbar. «Ich halte es für verantwortbar, wenn die Schritte überschaubar sind und wir ein gesellschaftliches Verständnis haben, dass bei Zunahme der Infektionen auch wieder weniger öffentliches Leben notwendig ist», sagte er am Sonntag im Interview mit der «Leipziger Volkszeitung» (online). Man wolle aber «kein Hü und Hot von öffnen und schließen».
Kretschmer bezog eine andere Position als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Vorwoche. Sie hatte am vergangenen Dienstag eine Lockerung des Lockdowns abgelehnt und die Menschen gebeten, «noch eine Weile durchzuhalten». «Ich teile nicht die Meinung, dass wir überhaupt nichts lockern können», sagte Kretschmer. «Sobald es das Infektionsgeschehen zulässt, sollen zunächst die Kindergärten öffnen und die Grundschulkinder wieder in die Schulen gehen können. So werden wir es in Sachsen organisieren und so halte ich es auch für ganz Deutschland für richtig.»
Am Mittwoch findet die nächste Konferenz der Ministerpräsidenten mit Merkel zu den Corona-Regeln statt. Die aktuelle Schutzverordnung in Sachsen ist bis 14. Februar gültig. Bei dem Treffen gehe es darum, die Lage zu beurteilen und auch über die Bedrohung durch neue Virus- Varianten zu sprechen, erklärte der Ministerpräsident: «Die Situation ist für alle extrem belastend.»
Kretschmer machte klar, dass jede Lockerung auch mehr Mobilität und Kontakte bedeutet: «Deshalb müssen wir nach diesem ersten Schritt drei Wochen das Infektionsgeschehen beobachten.» Neben dem Bildungsbereich könnten erste Erleichterungen im Einzelhandel - etwa für die Abholung bestellter Ware in bestimmten Zeitfenstern- und auch die Öffnung der Friseure erfolgen.
«Vor uns liegen noch einige harte Wochen. Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren und durch unnötigen Streit zu noch mehr Verunsicherung in der Bevölkerung beitragen», betonte Kretschmer: «Leider befinden wir uns aktuell in einer sehr aufgeregten Zeit. Das gilt auch für die Berichterstattung. Es ist nicht die Zeit für leise Töne oder differenzierte Betrachtungen. Das ist nicht gut.»
Nach Ansicht Kretschmers gilt es in der Runde mit Merkel auch kritische Punkte anzusprechen: «Die Wirtschaftshilfe III gehört dazu. Seit dem 14. Dezember 2020 sind Friseure und Einzelhandel geschlossen, aber Anträge auf Unterstützung konnten sie bisher nicht stellen, geschweige denn, dass Geld geflossen ist. Deshalb ist der Unmut groß und berechtigt».
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH