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Theater-Gutachten: Finanzlage besorgniserregend

Das Gerhart-Hauptmann-Theater. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild
Das Gerhart-Hauptmann-Theater. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild

Ein neues Gutachten zur Finanzierung der Theater im Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien sorgt derzeit für Aufregung. Der Hintergrund ist ernst - die Finanzhilfe vom Land läuft bald aus.

Ein externes Gutachten zu den Theatern im Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien sorgt für Unruhe an der Neiße. Das Papier enthält neben der aktuellen Bestandsaufnahme vor allem Einsparszenarien für die Bühnen in Görlitz, Bautzen und Zittau: die Fusionierung der Orchester des Sorbischen National-Ensembles und der Neuen Lausitzer Philharmonie, der Schauspielsparten in Bautzen und Zittau - und das Aus des Musik-Ensembles in Görlitz. Dort bliebe dann ein Theaterhaus nur noch für eingekaufte Inszenierungen.

«Wir stellen das Musiktheater keinesfalls in Frage, die Städte Görlitz und Zittau haben ein Vetorecht», sagt der Görlitzer Kulturbürgermeister Michael Wieler. Gerade in Zeiten des Strukturwandels dürfe doch nicht die Attraktivität des Standorts geschwächt werden. «Es gibt positive Entwicklungen, große Forschungsinstitute kommen an die Neiße.» Aber auch er weiß um das drängende Problem der Theaterfinanzierung.

Das Gutachten wurde von Stadt und Landkreis Görlitz initiiert und vom Kulturraum in Auftrag gegeben. Die Gesellschafter des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau stehen mit Auslaufen des Kulturpakts 2022 vor neuerlichen Fragen einer gesicherten Finanzierung. Die Mittel aus dem Freistaat gaben Theatern und Orchestern ab 2019 die Möglichkeit, ihre Haustarifverträge zu beenden. Die Rechtsträger könnten Strukturveränderungen einleiten, die Finanzierung neu ordnen oder andere Maßnahmen treffen, um die Existenz ihrer Häuser zu sichern, erklärt der Bautzener Landrat Michael Harig (CDU).

«Die Zeit der großen Konglomerate ist vorbei, kleine, agile Einheiten vor Ort sind erfolgversprechend», sagt der neue Görlitzer Intendant Daniel Morgenroth, den die Aufregung erstaunt. Er sieht, von großen inhaltlichen Vorbehalten abgesehen, keine signifikanten Ersparnisse in den vorgeschlagenen Varianten, aber auch: Ein Theater müsse in der Stadt verwurzelt, mit Ensemble und Mitarbeitern präsent und aktiv sein. «Ein reines Bespielhaus ist blutleer und wird nicht geliebt werden.»

Morgenroth fordert die Landesregierung auf, die Mittel aus dem Kulturpakt ab 2023 zu erhalten und zu dynamisieren. Auch der Zittauer Oberbürgermeister Thomas Zenker (parteilos) will eine mit der Kostenentwicklung einhergehende Unterstützung des Freistaates. Die Stadt ist die dritte Gesellschafterin des Gerhart-Hauptmann-Theaters. Die Millionen, die beim Auslaufen des Kulturpakts nötig würden, hätten alle nicht. «Die aktuelle Finanzsituation ist besorgniserregend.»

Die Görlitzer Landtagsabgeordnete Franziska Schubert (Grüne) verweist auf den Koalitionsvertrag, nach dem Kulturpakt fortgeschrieben werden soll. «Das muss kommen.» Er garantiert Theatern und Orchestern derzeit landesweit jährlich sieben Millionen Euro. Die würden zwar von Kommunen und Kulturräumen getragen, der Freistaat habe aber über die Kulturraummittel Einfluss auf die Finanzierbarkeit. Veränderungen führten immer zu Fragen und Ängsten, sagt Landrat Harig. Letztlich stünden Städte, Gemeinden und Landkreise vor der Frage, wie sie ihre Aufgaben künftig dauerhaft finanzieren könnten.

Theater Görlitz

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH