loading

Nachrichten werden geladen...

«Schwarzbuch»: Stiftung beklagt verlorene Denkmale

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beklagt den achtlosen Abriss historisch bedeutsamer Gebäude. / Foto: Britta Pedersen/dpa
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beklagt den achtlosen Abriss historisch bedeutsamer Gebäude. / Foto: Britta Pedersen/dpa

Ob Erbgericht oder historische Tankstelle: Einzigartige Gebäude in Deutschland sollen eigentlich bewahrt werden. Doch oft läuft es anders, heißt es in einem neuen «Schwarzbuch».

Bagger statt Sanierung, Bauschutt statt Baudenkmal: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beklagt den achtlosen Abriss historisch bedeutsamer Gebäude. In einem «Schwarzbuch» spricht die Stiftung von bundesweit mindestens 900 Denkmalen, die allein 2023 und 2024 verloren gegangen seien. Auch Gebäude in Sachsen sind betroffen.

Vom Erbgericht Rechenberg blieb nur ein Haufen Bauschutt

Das Erbgericht Rechenberg im Landkreis Mittelsachsen prägte mehr als zwei Jahrhunderte in exponierter Lage gegenüber dem Rathaus und in unmittelbarer Nähe zur Burgruine das historische Zentrum der Stadt. Das markante Fachwerkgebäude mit seinem steilen Satteldach war lange Zeit ein Gasthof und später Hotel. Doch anstelle des beeindruckenden Erbgerichts gibt es nun eine Leerstelle mitten im Ort.

Es sei ein Herzstück des Ortes verloren gegangen, hieß es in dem Bericht. Jahrelang mangelhafte Pflege, zögerliches Handeln und offensichtlich problematische Käuferentscheidungen sind hier die Ursachen gewesen. Dass die Gemeinde das Gebäude nicht selbst übernommen hat, um diesen bedeutenden Meilenstein der Ortsgeschichte auch in Zukunft zu sichern, ist bedauerlich. Wenngleich die sicherlich hohen Sanierungskosten verständlicherweise eine Hürde darstellten.

Abriss einer Minol-Tankstelle in Zwickau gestoppt

Betroffen ist laut Denkmalschützer auch die Minol-Tankstelle in Zwickau: Im Jahr 2023 hatte die Stadt das über 80 Jahre alte Denkmal erworben. Im Zuge eines Infrastrukturprojektes ist eine Innenstadt-Tangente und eine neue Straßenbahntrasse über das Gelände der historischen Tankstelle geplant. Laut Stiftung Denkmalschutz wurde ein Teilabriss der Tankstelle begonnen, ohne dass eine Genehmigung dafür vorlag.

Die zuständige Denkmalfachbehörde griff ein und stoppte den weiteren Abbruch. Nun gelte es herauszufinden, wie das Denkmal in die neuen Straßen- und Trassenführungen einbezogen werden könne. Denkbar sei eine Nutzung als Kiosk, Werkstätten oder gastronomische Einrichtungen, hieß es weiter.

«Ein Stück verlorene Erinnerung, Identität und Kultur»

«Jedes Jahr gehen viele Objekte unwiederbringlich verloren – und jedes verlorene Denkmal ist auch ein Stück verlorene Erinnerung, Identität und Kultur», heißt es im «Schwarzbuch». Bevor die Abrissbagger rollen, erreichen Eigentümer demnach meist behördlich oder vor Gericht eine Aufhebung des Denkmalschutzes. Die Gründe aus Sicht der Stiftung: Denkmalschutz gelte als starr und teuer. Häufig würden Kosten für den Erhalt geschützter Gebäude zu hoch angesetzt, Kosten für Ersatzbauten hingegen zu niedrig.

Dies fordert die Stiftung Denkmalschutz

Um Denkmale besser zu schützen, fordert die Stiftung eine bundesweite Erfassung des Bestands und eine bessere Ausbildung für Mitarbeiter in den zuständigen Behörden. Abrissvorhaben und die Streichung aus Denkmallisten sollten zudem rechtzeitig öffentlich gemacht werden.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist nach eigenen Angaben die größte private Initiative für Denkmalschutz in Deutschland. Sie setzt sich unter anderem mit pädagogischen Schul- und Jugendprogrammen und bundesweiten Aktionstagen für den Erhalt bedrohter Denkmale ein. Die Stiftung finanziert ihre Arbeit vor allem durch private Zuwendungen und Spenden.

Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten