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Robe im Schrank: Zweites Dresdner Stollenmädchen ohne Jobs

Symbolbild Corona / pixabay
Symbolbild Corona / pixabay

Kein Stollenfest, kein Riesenstriezel-Anschnitt, kaum Auftritte, die Corona-Pandemie bremst erneut ein Dresdner Stollenmädchen aus. Die Aussichten sind trüb - aber die neue Botschafterin des berühmten Gebäcks bleibt gelassen.

Nach turbulentem Auftakt in den Wochen seit ihrer Wahl hat ein Dresdner Stollenmädchen nun wieder kaum noch Termine. Striezelmarkt, Stollenfest und andere Auftritte wie zur öffentlichen Stollenprüfung des Schutzverbandes Dresdner Stollen sind aufgrund des Infektionsgeschehens in der vierten Welle der Corona-Pandemie abgesagt. Wirklich traurig sei sie nicht, sagt Lisa Zink, die das Ehrenamt seit Oktober innehat. «Ich finde es ein bisschen schade.» Immerhin, einige Auftritte mit «großem Bahnhof» hatte die 27. Botschafterin des berühmten Dresdner Christstollens - anders als ihre Vorgängerin. «Ich konnte schon viele tolle Sachen machen.»

Die gebürtige Elbestädterin im zweiten Bäckerin-Lehrjahr war bei ihrer Kür voller Vorfreude auf die Aufgabe. Im Normalfall ist eine Repräsentantin der weihnachtlichen Köstlichkeit viel unterwegs. Bis zu 60 Termine, auch Messen wie die Grüne Woche oder die ITB sind Pflicht. Nun ist erneut fast alles abgesagt, «zwei Drittel fallen aus», sagt die Geschäftsführerin des Verbandes, Karoline Marschallek. Aber im Vergleich zur vorigen Saison mit dem strengen Lockdown habe die 17-Jährige schon ein paar mehr Auftritte gehabt.

Schon ihre Vorstellung war spektakulär: inmitten von Stollenbäckern auf Harley Davidson-Motorrädern vor einem Schloss im Tudorstil am Elbhang. Drei Wochen später tanzte sie mit Kollegen und Riesen-Stollensiegel bei einem Flashmob über eine Kreuzung am Potsdamer Platz in Berlin und schnitt danach in der Vertretung des Freistaates einen zwei Meter langen «Striezel» an. Und auch bei einer der 16 Stollenprüfungen zur Erlangung des Echtheitssiegels war sie dabei.

Marschallek ist schon enttäuscht angesichts der nun neuerlich vergeblichen Vorbereitungen. «Aber das Verbandsleben basiert nicht nur auf bunten Bildern und Marketing», sagt sie. Wie in der vorigen Saison werde das Stollenmädchen nun vor allem virtuell für das Traditionsgebäck werben, dessen Ursprünge bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen und das nach historischer Bezeichnung auch als Striezel bekannt ist.

«Wenn wir 2020 etwas gelernt haben: Stollen wird hervorragend auch online gekauft», berichtete Marschallek. 85 Prozent der mehr als 110 Mitgliedsbetriebe des Verbandes, der die sächsische Spezialität als Markenprodukt schützt, hätten in ihre Internet-Präsenz investiert, die Nachfrage sei ungebrochen. Er vergibt pro Jahr rund 4,5 Millionen Goldene Stollensiegel, auch im ersten Corona-Jahr 2020. «Nur damit ist es ein echter Dresdner Christstollen.»

Auch im Vorjahr mussten Großveranstaltungen im Advent abgesagt werden. Eine Verlängerung der Stollenmädchen-Amtszeit ist wegen der Regularien nicht möglich, denn nur Auszubildende können sich um die Ehre bewerben. Daher formt Zink in ihrem Lehrbetrieb, einer Dresdner Feinbäckerei, Stollenteiglinge, während das barocke blaue Kleid mit weißem Kragen und Schürze im Schrank hängt. «Ich hoffe darauf, dass ich noch Auftritte habe und es wieder anziehen kann.»

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH