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Berlinale: Doku über «Fortschritt im Tal der Ahnungslosen»

dpa / Joanna Piechotta/tsb
dpa / Joanna Piechotta/tsb

Sachsen war oft in den Schlagzeilen wegen Pegida und Leuten, die Flüchtlinge hassen. Die Dokumentation «Fortschritt im Tal der Ahnungslosen» zeichnet auf der Berlinale ein anderes Bild. Der 1989 geborene Regisseur Florian Kunert reist darin in seine sächsische Heimat: jenes «Tal der Ahnungslosen» im Südosten Deutschlands, das zu DDR-Zeiten durch schlechten Fernsehempfang viel weniger vom Westen mitbekam als der Rest des Landes. Schauplatz ist das Landmaschinen-Kombinat «Fortschritt» - oder was davon übrig ist.

Junge syrische Flüchtlinge, die heute in Sachsen leben, treffen in der Fabrikruine ehemalige Werksangestellte. Sie lernen von den Einheimischen Deutsch oder spielen DDR-Pioniere und Soldaten. Beide Seiten sind freundlich miteinander.

Kunerts Abschlussfilm an der Kunsthochschule für Medien Köln ist ein Experiment. Bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin läuft er in der alternativen Reihe Forum. Archivbilder, die die Freundschaft der DDR und Syrien zeigen, sind ein Kontrast zur Pegida-Demo in Dresden. Es ist keine klassische Doku, die ihre Protagonisten nur begleitet, eher eine Versuchsanordnung, es gibt Regieanweisungen.

Ein Chor singt in der Ruine und auf einer Wiese DDR-Lieder. Der Blick auf früher ist bei den Sachsen im Film milde. «Das Leben in der DDR war einfach ruhiger», findet eine Frau. Ein Mann sagt über den einstigen DDR-Staatschef Erich Honecker, dessen Bild noch in der Fabrikruine hängt: «Der hat auch Gutes getan, das darf man nicht vergessen.»

Der Film bietet einen Einblick in das Sachsen 30 Jahre nach dem Mauerfall und die Gedankenwelt der jungen Syrer, die dort leben. Eine Szene, die hängenbleibt: Ein Flüchtling fährt einen Mähdrescher, seine Hand am Steuer wird von einem Einheimischen sachte geführt, als sie abrutscht.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Joanna Piechotta/tsb