Der Dresdner Prozess um ein illegales Autorennen mit tödlichem Ausgang wird länger dauern als geplant. Nachdem das Landgericht Dresden am Mittwoch bekanntgegeben hatte, dass die Schuld eines der beiden Angeklagten deutlich größer sein könnte, bat dessen Verteidiger um eine Unterbrechung des Verfahrens. Die Hauptverhandlung könnte nun bis in den Mai dauern.
Am 22. August 2020 war ein sechsjähriger Junge beim Überqueren einer mehrspurigen Straße in Dresden von einem Auto angefahren und dabei getötet worden. Nach Ermittlungen der Polizei soll sich der Fahrer, ein 32 Jahre alter Bauhelfer, mit einem 24 Jahre alten Bekannten ein illegales Autorennen geliefert haben. Der Prozess gegen die beiden Männer begann Anfang Februar.
Beide Beschuldigte haben sich zu den Vorwürfen bisher nicht eingelassen. Die Beifahrer der beiden Autos bestritten aber ein Wettrennen und behaupteten, die Wagen seien hintereinander gefahren - etwas zügiger als erlaubt aber nicht im Raser-Tempo. Zeugen, die in ihren Fahrzeugen von den beiden Autos überholt worden waren, fühlten sich nach eigenen Aussagen aber an ein Wettrennen erinnert.
Am Mittwoch hörte das Gericht einen Unfallgutachter. Anhand der Daten hatte er berechnet, dass der Wagen, der den Jungen erfasste, vor einem noch eingeleiteten Bremsmanövers mindestens 89 Kilometer pro Stunde fuhr. Das andere Auto soll noch schneller unterwegs gewesen sein. Der Körper des Jungen war nach den Aufprall etwa 20 Meter durch die Luft geschleudert worden und hatte die Scheibe einer Bushaltestelle durchschlagen.
Nach einer vorläufigen Einschätzung des Gerichtes kommt nun auch für den 24 Jahre alten Fahrer eine Verurteilung wegen eines illegalen Autorennens mit Todesfolge in Betracht - genau wie für den 32 Jahre alten Mann, der das Kind mit seinem Wagen angefahren hatte. Der nächste Gerichtstermin wurde für den 25. März angesetzt.
Raserei und illegale Straßenrennen gelten seit 2017 in Deutschland als Straftat und nicht mehr als Ordnungswidrigkeit.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH