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Professor in Südkorea: Ende der Corona-Pandemie in Sicht

Ralph Wrobel, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Westsächsische Hochschule Zwickau. Foto: Delf Zeh/ Westsächsische Hochschule Zwickau/dpa/Archivbild
Ralph Wrobel, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Westsächsische Hochschule Zwickau. Foto: Delf Zeh/ Westsächsische Hochschule Zwickau/dpa/Archivbild

Während die Fallzahlen positiv auf das Coronavirus getesteter Menschen in Europa und Amerika steigen, scheint in Südkorea ein Ende der Pandemie in Sicht. «In der 3,5-Millionen-Einwohner-Stadt Busan haben wir aktuell noch 14 aktive Fälle», sagte der Zwickauer Wirtschaftswissenschaftler Ralph Wrobel der Deutschen Presse-Agentur. Als Gastprofessor verbringt er das Sommersemester in der zweitgrößten Stadt des Landes. In seiner Heimat lehrt Wrobel an der Westsächsischen Hochschule Zwickau und deren Ostasienzentrum als Spezialist für China und Korea.

Insgesamt zählt Südkorea bei 55 Millionen Einwohnern wenig mehr als 10 000 bekannte Fälle - obwohl das Land nach China mit als erstes betroffen war. Rund 240 Menschen sind seit dem Ausbruch des Virus auf südkoreanischem Boden Mitte Februar an Corona gestorben.

Für den vergleichsweise glimpflichen Verlauf gebe es mehrere Gründe, meint der Ostasien-Experte. Die geografische Lage - Südkorea ist eine Halbinsel - sei einer. «Das Land ist nur über den See- oder Luftweg zu erreichen. Über die Grenze nach Nordkorea kommt kein Mensch und auch kein Lkw.»

Entscheidender sei jedoch, dass Südkorea schnell und entschlossen gehandelt habe. «Testing und Tracking lauten die Schlagwörter», so der Professor. Über öffentliche Kameras oder ausgelesene Kreditkartendaten habe man Bewegungsprofile von Infizierten erstellt und die Daten anonymisiert über eine landesweite App öffentlich gemacht. «So konnte man feststellen, ob man im Nahverkehr oder Supermarkt eventuell Kontakt mit einer möglicherweise infizierten Person hatte.»

Einen Aufschrei der Datenschützer wie es wohl in Deutschland der Fall wäre, habe es in Südkorea deshalb nicht gegeben. Auch wenn das Verfahren zweifelsfrei Grundrechte einschränke, hält Wrobel es aufgrund des Erfolgs für das kleinere Übel. «Zum Einen sind die Daten anonymisiert. Zudem werden zwar die Rechte Einzelner stark eingeschränkt, dafür aber nicht wie in Deutschland die Rechte aller auf breiter Front.»

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern habe es in Südkorea keinen «Lockdown» gegeben. Schulen und Hochschulen seien zwar geschlossen, auch Konzerte und andere Großveranstaltungen untersagt. Doch Geschäfte, Restaurants, Hotels oder auch der Zoo von Busan hätten geöffnet, strenge Hygienestandards und Abstand halten vorausgesetzt. Seit dieser Woche dürften auch Nachtclubs, Sportstudios, Tempel und Kirchen wieder aufmachen.

Das Tragen von Mundschutzmasken gehöre in Südkorea aufgrund der Smogbelastung zum Alltag der Menschen. In der Krise habe jeder Anspruch auf zwei Masken pro Woche. Über ein Verteilsystem anhand der letzten Ziffer des Geburtsjahres sei genau geklärt, wann man diese in der Apotheke abholen könne. «Ich bin 1968 geboren und darf mittwochs Nachschub holen. Die 0 und die 6 ist montags dran, die 1 und die 7 dienstags und so weiter.» Selbst zu Beginn der Corona-Pandemie habe es keinerlei Engpässe gegeben.

Einzelne Wirtschaftszweige wie den Flugverkehr oder die Veranstaltungsbranche treffe es hart. Dennoch seien die wirtschaftlichen Auswirkungen mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen, obwohl auch Südkorea stark exportabhängig sei, erklärt der Volkswirt. Demnach hat die Regierung ein Konjunkturprogramm in Höhe von umgerechnet 60 Milliarden Euro aufgelegt. Zum Vergleich: Deutschland hat allein 156 Millionen Euro an neuen Krediten aufgenommen.

Nach Ende des Sommersemesters, das ebenso wie hierzulande online abgehalten wird, müsste Wrobel eigentlich zurück nach Zwickau. «Vielleicht bleiben wir aber lieber noch zwei, drei Monate hier.»

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: Ralph Wrobel, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Westsächsische Hochschule Zwickau. Foto: Delf Zeh/ Westsächsische Hochschule Zwickau/dpa/Archivbild