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Infektionsmediziner: Impfung von Kindern einzeln prüfen

Eine Spritze liegt auf einem Impfpass. Foto: Friso Gentsch/dpa/Illustration
Eine Spritze liegt auf einem Impfpass. Foto: Friso Gentsch/dpa/Illustration

Der auf Infektionskrankheiten spezialisierte Kinder- und Jugendmediziner Reinhard Berner hält nichts von einer flächendeckenden Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen. Der Biontech/Pfizer-Impfstoff für 12- bis 15-Jährige ermögliche es aber, Kinder mit Vorerkrankungen und damit besonderem Risiko für Ansteckung und einen schweren Verlauf, in besonderen Lebensumständen oder bei gefährdeten Familienmitgliedern zu impfen, sagt der Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Dresdner Universitätsklinikums. Risiko und Nutzen müssten individuell abgewogen werden, vor allem von den Kinder- und Jugendärzten.

«Das Risiko für Kinder, selbst schwer zu erkranken, ist gering», sagt er unter Verweis auf das in seinem Haus geführte Register, dem deutsche Kliniken Covid-19-Erkankungen bei Kindern und Jugendlichen melden. Danach wurden mit Stand 23. Mai bundesweit bisher 1548 Erkrankte in diesem Alter stationär aufgenommen und fünf Prozent davon auf der Intensivstation behandelt. Laut Berner haben sie in der Regel Vorerkrankungen.

Wenn Risikogruppen, Gesellschaft und Familien immun seien, sinke das Risiko auch für diese Altersgruppe, sagt der Mediziner. Für eine generelle Bewertung sei die Datenlage zu dem Impfstoff noch viel zu gering, auch wenn sie zur Zulassung eines schon bei Erwachsenen erprobten Impfstoffs reicht. Und Herdenschutz allein sei kein ausreichender Grund für eine breite Impfung von Klein-, Kita- und Schulkindern, «die in jedem Winter mit jeder Menge anderer Erkältungsviren konfrontiert sind».

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollen Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren bis Ende August ein Impfangebot machen. Über die Umsetzung beraten auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten am Donnerstag. Der Hersteller Biontech/Pfizer hat die entsprechende Zulassung seines Präparats bei der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) beantragt. Die Ständige Impfkommission (Stiko) behält sich aber eigene Klärungen für eine mögliche Impfempfehlung vor.

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH