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Dresdner Kinderarzt: Zu früh für flächendeckende Impfung

Eine Ärztin klebt einem Mann nach der Impfung ein Pflaster auf den Arm. Foto: Christian Charisius/dpa/Symbolbild
Eine Ärztin klebt einem Mann nach der Impfung ein Pflaster auf den Arm. Foto: Christian Charisius/dpa/Symbolbild

Der auf Infektionskrankheiten spezialisierte Kinder- und Jugendmediziner Reinhard Berner sieht keine dringende Notwendigkeit für eine schnelle Impfempfehlung für gesunde Fünf- bis Zwölfjähriger in Deutschland. Kinder mit Vorerkrankungen und besonderem Risiko für Ansteckung und schweren Verlauf, in besonderen Lebensumständen oder bei gefährdeten Familienmitgliedern sollten den zugelassenen Impfstoff bekommen, sagte der Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Dresdner Universitätsklinikums am Montag der Deutschen Presse-Agentur. «Darüber hinaus soll sie natürlich sehr großzügig jeder haben, der sich individuell entscheidet, dass er diesen Schutz für sein Kind möchte.»

Für eine flächendeckende Impfempfehlung ist es laut Berner noch zu früh und diese auch angesichts der sehr geringen Gefahr eines schweren Verlaufs bei gesunden Kindern auch nicht dringend. Nach seinen Angaben liegt das Risiko für das einzelne Kind «wahrscheinlich bei 1 zu 20 000 beziehungsweise 1 zu 50 000». Dem stehe das potenzielle Risiko einer Impfung gegenüber mit möglichen Nebenwirkungen gegenüber, die aber nicht überbewertet werden dürften.

Im Unterschied zu den Erwachsenen gebe es «bisher noch keine ausreichende Erfahrung mit dem Impfstoff», begründete Berner die Zurückhaltung. Eine Zulassungsstudie mit 2500 Probanden sei klein, «um eine seltene, etwa unter 1:1000 auftretende Nebenwirkung systematisch zu erfassen». Es wäre nicht der erste Impfstoff, «bei dem erst in der breiten Anwendung festgestellt würde, dass er eben doch nicht so gut verträglich ist».

Auch die Impfung in anderen Ländern wie den USA sei kein ausreichendes Argument, da Meldungen über Nebenwirkungen erheblichen zeitlichen Verzug hätten. Der Schutz vor einer schweren lebensbedrohlichen Hirnhautentzündung, die regelhaft einen schweren Schaden zur Folge habe, sei etwas anderes als der vor einer Erkrankung, «die bei 19 999 Kindern nur zu Husten und Schnupfen führt».

Die europäische Arzneimittelagentur EMA hatte den Impfstoff von Biontech/Pfizer am vergangenen Donnerstag auch für diese Altersgruppe EU-weit zugelassen. In Sachsen ist nach der aktuellen Übersicht des Robert Koch-Instituts (RKI) bisher gut ein Viertel der Zwölf- bis 17-Jährigen vollständig geimpft.

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH