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Seifenkistenpiloten kämpfen in Freital um Meistertitel

Ein Teilnehmer des Seifenkistenressens auf der Strecke. Foto: Daniel Schäfer/dpa-Zentralbild/dpa
Ein Teilnehmer des Seifenkistenressens auf der Strecke. Foto: Daniel Schäfer/dpa-Zentralbild/dpa

Gut 80 Fahrer in rollenden Seifenkisten sind am Sonntag in Freital bei Dresden bei den beiden zwei letzten Wertungsläufen um die 11. Deutsche Meisterschaft an den Start gegangen. In dem Teilnehmerfeld des seit Samstag in vier Wertungsläufen ausgetragenen Seifenkistenrennens waren auch Piloten aus Belgien, Österreich, der Schweiz und Tschechien. Die Sieger in den verschiedenen Kategorien und Altersgruppen sollten am späten Sonntagnachmittag feststehen.

Auf mehr als 70 Kilometer pro Stunde bringen es die Wagen. Helm, Handschuhe und geschlossene Kleidung sind Pflicht. Die Experten sprechen schon deshalb lieber von «Speed Down» als von Seifenkistenrennen. Vor dem Start wurden die Fahrzeuge einer technischen Abnahme unterzogen. Ein Wagen muss mindestens drei Räder, Bremse und Lenkung haben. Die jüngsten Fahrer sind 10 Jahre alt, die ältesten um die 80. Nachdem viele Rennen dieser Art wegen der Corona-Pandemie ausfielen, waren die Akteure froh, in Freital an den Start gehen zu können.

Auch am Sonntag mit von der Partie war Udo Karst aus Uersfeld (Rheinland-Pfalz). Er war im ersten Durchgang am Samstag an die am Straßenrand aufgetürmten Strohballen geraten. Sein kleiner gelber Wagen in Form einer Rakete drehte sich und stand. Die Vorderradaufhängung war teilweise abgerissen, vermutlich hatte auch das Lenkgestänge etwa abgekommen.

Das lässt sich nicht so schnell reparieren, musste der 65-Jährige feststellen. «Ich ärgere mich wie verrückt». Doch er hat Glück. Nach einer längeren Reparatur am Abend konnte er am Sonntag das Rennen wieder aufnehmen. Karst blieb an dem Wochenende nicht der einzige, der mit den Strohballen Bekanntschaft schloss.

Karst und die anderen Teilnehmer sind von der Organisation des Rennens in Freital-Kleinnaundorf schier begeistert. «Live-Streams vom Rennen - das gibt es sonst nirgends.» Kameras fingen jeden Teil der Strecke ein und übertrugen die Abfahrten und gefahrenen Zeiten auf Monitore und eine Großbildwand am Marktplatz. «Das ja schon fast wie bei der Formel 1», schwärmte einer der Teilnehmer.

Die modernen Seifenkisten haben mit den aus Holzkisten und Kinderwagenrädern zusammengeschraubten Gefährten von einst nicht mehr viel gemein. Moderne Wagen italienischer, französischer oder belgischer Hersteller kosten etwa 6000 bis 8000 Euro, sind perfekt durchgestylt. Einige habe ihre Fahrzeuge in Tschechien gekauft - ab 3500 Euro aufwärts. Die Karosserie ist aus Glasfaser- oder Carbon, sie haben Einzelradaufhängung, Scheibenbremse sowie Rennsitz, Überrollbügel ist Pflicht.

Die Geschichten, wie erwachsene Menschen dazu kommen, viel Geld auszugeben, um in den Sommermonaten irgendwo in Deutschland an fast jedem zweiten Wochenende in einem Fahrgerät einen Abhang hinabzurollen, ähneln einander. Meist war da ein Volksfest mit einem Seifenkistenrennen und «der Papa» machte dem Sohn oder der Tochter die Freude mitzufahren - mit dem Erfolg, dass diese fortan nervten, wann immer ein Plakat Seifenkistenrennen ankündigte. Bis sich der «der Papa» selbst einmal in so ein Gefährt setzte.

Aber es gibt auch weiterhin die kreativen selbstgebauten Wagen wie eine Zinkbadewanne auf vier Rädern. Auch der Kraftfahrzeugmechaniker Nils Neßler aus Radefeld in der Nähe von Leipzig etwa hatte den Wagen für seien zehnjährigen Sohn Julien selbst gebaut. Er ist einem Sportwagen der 1930-er Jahre nachempfunden einschließlich Speichenrädern und Lenkrad aus Holz. Die Karosse für das weinrote zigarrenförmige Gefährt von Frieder Mildner aus Limbach-Oberfrohna (Kreis Zwickau) hatte ein Tischler gefertigt. «Es ist gebaut wie ein Boot», erläuterte der 68-Jährige.

Sehr beliebt bei Kindern: Der «Einsiedler Märchenwald», erdacht von Stefan Lein aus Einsiedel bei Chemnitz. Die Fahrerkabine ist ein Holzhaus. Auf dem Kühler fahren Figuren des Kinderfernsehens wie Schnatterinchen, Pittiplatsch, der Hund Mobby und Frau Igel mit. Hinter der Führerkabine hocken Herr Fuchs und Frau Elster.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: Ein Teilnehmer des Seifenkistenressens auf der Strecke. Foto: Daniel Schäfer/dpa-Zentralbild/dpa