Die sächsische FDP wähnt den Freistaat vor einem «Bildungskollaps» und verlangt grundlegende Veränderungen im Bildungswesen. Unterrichtsausfall sei die Regel, nicht die Ausnahme, kritisierten die Liberalen am Freitag in Dresden. Das Ziel müsse ganz konkret sein, mehr Lehrer vor die Klassen zu bekommen und den Unterrichtsausfall auf Ausnahmen zu beschränken. Das Thema Bildung soll auf dem Landesparteitag der Freien Demokraten am Samstag in Lommatzsch (Landkreis Meißen) eine zentrale Rolle spielen.
«Die allgemeine Schulbildung in Sachsen ist im weltweiten Vergleich leider nur noch Mittelmaß. Statt weltbeste Bildung zu ermöglichen, verwaltet die Staatsregierung nach über 30 Jahren CDU-Verantwortung mehr schlecht als recht den selbstverschuldeten Mangel», sagte der stellvertretende Landeschef Thomas Kunz. Die Regierung müsse sich eingestehen, dass selbst die Sicherstellung der Schulpflicht an vielen Schulen im Freistaat ein Problem darstelle.
Die FDP verwies auf mehrere Möglichkeiten für kurzfristige und langfristige Veränderungen. Zu den kurzfristigen Maßnahmen gehöre etwa, den Lehrermangel zu reduzieren und dazu Lehrer aus der Verwaltung abzuziehen. «Das Landesamt für Schule und Bildung hat fast 1000 Stellen, vielfach mit Lehrern besetzt, die an den Schulen fehlen (...) Wir wollen diese Lehrer wieder zurück in die Klassen bringen. Denn da werden sie dringend gebraucht», sagte Kunz.
Die FDP setze zudem auf eine Entlastung der pädagogischen Fachkräfte von administrativen, technischen und organisatorischen Aufgaben, die nicht zum Kerngeschäft - der Vermittlung von Bildung - gehören, hieß es. Schulassistenzkräfte sollten an allen Schulen eingeführt werden, Schulleiter sich auf die pädagogische Führung der Schule konzentrieren können. Dafür wollen die Freien Demokraten Schulmanager zur Verwaltung der Schule einführen.
Nach dem Willen der FDP sollen die einzelnen Schulen mehr Gestaltungsspielraum haben. «Sachsens Schulen leiden unter Überregulierung und langwierigen Entscheidungsprozessen. Wir wollen stärker als bisher die Verantwortung denen geben, die den staatlichen Bildungsauftrag täglich erfüllen. Die Schulleitungen brauchen mehr Entscheidungskompetenz», ergänzte Norma Grube, Vize-Parteichefin und selbst Schulleiterin.
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