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Zehntausende in Sachsen haben mehr als einen Job

Das Logo der Bundesagentur für Arbeit leuchtet. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild
Das Logo der Bundesagentur für Arbeit leuchtet. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild

Wenn jemand mehrere Jobs hat, ist das Motiv in der Regel nicht Fleiß. Vielmehr zwingen niedrige Löhne Betroffene dazu, sich nach weiteren Arbeitsmöglichkeiten umzusehen.

Mehrere Zehntausend Beschäftigte in Sachsen haben mehr als einen Job. Wie eine Anfrage der Zwickauer Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann (Linke) bei der Bundesagentur für Arbeit ergab, lag die Zahl Betroffener Ende 2020 bei 92.568. Zum Vergleich: 2003 traf das auf 51.949 Menschen zu. 2019 hatte es im Freistaat sogar 95.861 Mehrfachbeschäftigte gegeben. Der leichte Rückgang im darauffolgenden Jahr hängt nach Einschätzung von Zimmermann mit der Corona-Krise am Arbeitsmarkt zusammen.

«Für immer mehr Beschäftigte reicht das Einkommen aus einem Job nicht mehr aus. Die Tendenz zum Zweitjob wird anhalten, da es insgesamt zu wenig gute Arbeit gibt, von der die Menschen leben können», kommentierte Zimmermann die Zahlen. Der leichte Rückgang der Zahl durch Corona werde schon in Kürze wieder in einen Anstieg übergehen. Der überwiegende Teil der Mehrfachbeschäftigten dürfte aus purer finanzieller Not mehr als einen Job haben und nicht freiwillig.

Zimmermann verwies auf eine 2019 erschienene Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Demnach seien für 53 Prozent der Befragten finanzielle Schwierigkeiten beziehungsweise Nöte ausschlaggebend für die Nebentätigkeit. 24 Prozent hätten keine Vollzeitstelle finden können und deshalb die Nebentätigkeit aufgenommen, um finanziell aufzustocken.

«Die Linke fordert die Erhöhung des Mindestlohns auf 13 Euro die Stunde. Es bedarf aber weiterer Maßnahmen, unter anderem die Abschaffung der systematischen Niedriglohnbeschäftigung in Form der Leiharbeit und die Stärkung der Tarifbindung», betonte die Politikerin, die im Bundestag den Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend leitet. Minijobs müssten in eine existenzsichernde Beschäftigung überführt werden.

«Arbeit, von der man leben kann, ist das Maß der Dinge. Dafür muss die Bundesregierung die Voraussetzungen schaffen. Aber auch die Landesregierung muss endlich ihre Untätigkeit beenden und spürbare Maßnahmen im Kampf gegen die in Sachsen besonders stark verbreiteten Niedriglöhne ergreifen», sagte Zimmermann der Deutschen Presse-Agentur.

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH